WIR TRINKEN UNS GESUND!
Um 8 Uhr klingelt mein Handy.
Christoph bleibt erstmal liegen, aber das ist nichts neues. ;-) Er
schläft halt gerne noch ein bisschen länger und da ich sowieso
zumindest im Urlaub eher der Frühaufsteher bin, ist das schon okay. Es
dauert zwar ein bisschen, aber das warme Wasser kommt.
Kurz nach 9 verlassen wir das Wohnheim in Cheb an diesem sonnigen und warmen
Morgen. Kurz beim Penny Market eingekauft und ab zum Bahnhof. Unterwegs
gewinne ich immer mehr den Eindruck, dass sich Tschechen gerne
möglichst kleine Hunde halten. Wie dem auch sei, wir kaufen für je 20Kč
die jízdenky nach Mariánské Lázně und nehmen den nächsten Zug;
eine Vogtlandbahn, von der ich mir nicht ganz sicher bin, ob sie ČD-Karten
akzeptiert. Tut sie aber ohne Probleme. Vielleicht sollte ich mir
manchmal weniger Gedanken machen...
Die Fahrt ist angenehm und führt durch nahezu unberührte Landschaften
- auf jeden Fall wirken sie fast so. Viel Wald, viele Felder, viele
Wochenendsiedlungen - die Fahrt vergeht im Nu.
Am Bahnhof von Mariánské
Lázně werden wir mit Schließfächern
konfrontiert, die aber wohl gar nicht mehr in Betrieb zu sein scheinen -
oder doch? Zum Glück öffnet beim Klingeln an einer Blechtür die
Gepäckaufbewahrung. Noch schnell die Fahrkarten nach Plzeň gekauft
und schon geht es auf in die Stadt.
Mariánské
Lázně ist sehr großzügig entlang eines kleinen Flusses
in dessen Tal angelegt mit viel Grün und wunderschönen, eleganten
Häusern. Viele Touristen, vor allem Deutsche, scheint es zu einem
Sonntagsausflug hierher getrieben zu haben. Das beste haben sich die
Städteplaner übrigens bis zum Schluss aufgehoben: die Kolonnade. Ganz
am Ende des Ortes liegt sich prächtig und elegant da, daneben ein
Brunnen zur einen Seite und ein Gebäude, in dem man drei verschiedene
Quellen probieren kann, zur anderen Seite. Wir testen mal durch mit dem
Ergebnis, dass die Rudolfquelle noch am normalsten schmeckt. So trinken
wir uns die Zeit durch, besichtigen eine achteckige Kirche, kaufen noch
echte Marienbader Oblaten (diesmal Schoko, gestern war's nämlich Kokos)
und laufen durch den Park zurück zum Bahnhof, wo wir leider eine
Viertelstunde zu spät ankommen. Der nächste fährt erst in über einer
Stunde. Hm.
Auf dem Stadtplan entdecken wir zwei Quellen, die nicht so weit entfernt
sind. Also suchen wir diese mal auf. Zuerst verlaufen wir uns aber ein
bisschen und landen fast bei einer Motorrad-Show. So kommt's, wenn man
einfach mal dem "Strom" folgt. Wir sind auf jeden Fall doch zu
den Quellen gegangen. Ist auf jeden Fall ganz nett dort mit extra dafür
gebauten Trinkkolonnaden. Der Rückweg ist teilweise eher nur ein
Trampelpfad durch schöne Blumenwiesen.
Zurück am Bahnhof schaffen wir diesmal ohne Probleme den Zug und finden
zwei Plätze in den ziemlich vollen Wägen nach Plzeň. Naja, ist ja
auch Sonntag Nachmittag und der Zug fährt durch bis nach Praha.
Mit etwas Verspätung erreichen wir Plzeň, wobei er
die auch schon bei unserer Abfahrt hatte. Von außen wirkt der Bahnhof
ziemlich pompös, im Inneren nicht mehr ganz so. Am Wartesaal befindet
sich sogar ein Casino.
Wir entschließen uns, zur Touristeninfo zu laufen, um dort nach Zimmern
zu fragen. Unterwegs merkt man schon: Wir sind in einer Großstadt. Die
Americká entlang, vorbei am dům kultury und einigen recht
ansehnlichen Bauten führt uns der Weg in die Altstadt auf den großen
Platz, an dessen anderem Ende die Touristeninfo liegt. Wir suchen ein
Hostel aus, lassen sie dort anrufen und bekommen die Zusagen auf das
letzte freie Zimmer dort, eine 2er-Suite für 580Kč
pro Nacht. Wir werfen noch schnell einen Blick in die herrlich gotische
Kathedrale, die nicht sehr groß geraten ist und nach einer kleinen
Scheine-zu-Münzen-Wechselaktion fahren wir doch schwarz mit der Tram,
weil der Automat nur perfekt abgezählte Münzen schluckt und uns der
Tramführer auch keine geben kann. Aber er lässt uns mitfahren.
Am Hauptbahnhof wieder vorbei landen wir in einem vermeintlichen
Wohngebiet. Vermeintlich deshalb, weil die meisten Blocks zur Herberge
gehören! Ein Studentenwohnheim? Oder eine Art Wohnheim für alle, die
dort wohnen möchten? Der Block der Rezeption trägt den Buchstaben H,
unserer C, ich würde also einfach mal auf mindestens 8 Blocks
schließen - fast der ganze Straßenzug. Unsere "Suite" ist
ein richtiges Apartment und besteht aus einem Flur, einem Bad mit Klo
und Waschbecken mit Duschkopf, einem Esszimmer und einem
Wohn-/Schlafzimmer mit Fernseher. Und das alles für keine 20€.
Wenig später machen wir uns wieder auf in die Stadt und kaufen diesmal
wenigstens ein Ticket für die Straßenbahn - mehr nimmt ja der
Automat von unseren Münzen mal wieder nicht. Kontrolliert werden wir
aber auch diesmal nicht.
Wir steigen wieder direkt am großen Platz der Republik aus, schießen
einige Fotos und machen uns an unseren kleinen Rundgang durch die
Pilsener Altstadt. Ach ja, auf der Fahrt eben haben wir auch das
legendäre Tor der Pilsner-Urquell-Brauerei gesehen. Und falls bei der
Zugeinfahrt vorhin die große Industrieanlage wirklich von Škoda war,
war zumindest das, was ich (Christoph hat ja mal wieder geschlafen*g*)
gesehen hab, ziemlich heruntergekommen. Aber hier werden die Autos auch
nicht hergestellt, nur anderes Zeug.
Doch zurück zu unserem Stadtrundgang. An einem Gitter hinter der
Kathedrale befindet sich ein abgegriffener Engelskopf. Christoph hat ihn
auch angefasst und sich dabei was gewünscht. Mal sehen, ob dieser
Wunsch in Erfüllung gehen wird. Gleich eine Straße weiter werden wir
von einer Frau vor einem besseren Hotel angesprochen. Ob wir nicht ihre
Tochter haben wollten! Nein, ganz bestimmt nicht. Krass. Die Mutter sah
ziemlich verzweifelt aus, der Tochter hat man deutlich angemerkt, dass
ihr das peinlich war. Bin noch eine ganze Weile ziemlich platt.
Wir laufen weiter zur Neuen Synagoge und schließen uns einer wohl
belgischen Reisegruppe an (belgisch deshalb, weil Leute sowohl Flämisch
als auch Französisch sprechen), die am Tyl-Theater und am Denkmal zur
Erinnerung an die Befreiung der Stadt durch die Amerikaner 1945 Halt machen.
Wir gehen noch ein Stück weiter an einem seltsam grünen Haus vorbei,
bevor wir im Smetana-Park landen und eine kleine Pause einlegen.
Nach zwei Frauen, die ganz viele Hunde ausführen, machen wir uns am
eher holländisch oder französisch wirkenden Westböhmischen Museum
vorbei zu unserem Abendessen bei U Mansfeldu. Zu trinken gibt's
natürlich Pilsner Urquell (naja, schon etwas bitter) und zu essen
Bauernschweinebraten mit Sauerkraut und Böhmischen Knödeln. Halt echt
böhmische Küche - zu sensationellen Preisen in perfektem Ambiente. Nur
die Tatsache, dass die Kellnerin etwas verwirrt ist, als sie statt der
Rechnung noch zwei Pils anschleppt, drückt Christophs Stimmung ein
kleines bisschen. Sehr positiv ist übrigens noch anzumerken, dass
überall auf den Speisekarten bei den Gerichten angegeben ist, wie viel
Gramm man auf dem Teller zu erwarten hat. So weiß man gleich vorweg
schon, ob die Portion mickrig oder riesig ist.
Den Abend lassen wir gemütlich ausklingen. Wir spazieren noch etwas
durch die Ecken der Altstadt, in denen wir noch nicht waren.
Anschließend machen wir uns auf den Nachhauseweg zu unserer
"Suite". Das TV-Programm wird noch kurz inspiziert (Police
Academy auf Tschechisch), danach fällt Christoph aber auch recht gleich
ins Bett. Bei mir dauert es noch eine Weile, bis auch mir die Augen
zufallen. Gute Nacht!
FAHRTENBUCH |
abfahrt |
start |
ziel |
dauer |
km |
typ |
preis |
10.03 |
Cheb |
Mariánské
Lázně |
0h32 |
30 |
VLB |
20Kč |
14.49 |
Mariánské
Lázně |
Plzeň |
1h11 |
76 |
R |
43Kč |
|
|
Cheb |
Plzeň |
1h43 |
106 |
|
63Kč |
|
VLB=Vogtlandbahn: privater Bahnbetreiber, bei dem DB/ČD
-Tickets gelten. |
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Rund um die Kolonnaden kann man von den
wichtigsten Quellen Marienbads probieren.
weitere Bilder aus Mariánské Lázně
Das Rathaus am zweitgrößten Stadtplatz Böhmens
mit Touristen-Info direkt daneben.
weitere Bilder aus Plzeň
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