OSTEUROPAtour 2005
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Tag21 Brasov-Bucuresti
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"...WHERE EXPLORERS ARE HEADING."

Immerhin können wir heute mal ein bisschen länger schlafen, bevor wir unser Braşover "Sport"hotel verlassen. Wir wollen erstmal zum Bahnhof fahren und dort nach etwas Essbarem zum Frühstück suchen, denn den Zug verpassen wäre ein ganz schlechte Idee. Es geht wieder den Bulevard entlang vor zum Theater. So langsam kennen wir das Zentrum der Stadt echt in- und auswendig. 

Der Bus kommt sofort und fährt uns direkt durch die nach stalinistischem Vorbild hochgezogene Vorstadt zum Bahnhof. Ging sogar schneller als gedacht - wir haben noch etwa eine halbe Stunde zum Totschlagen. Wir werfen einen Blick ins Bahnhofslokal, aber ne, da wollen wir nicht rein. Vielleicht mal diesen 'Fornetti' ausprobieren? Bloß berechnet der nach Gewicht. Kurz zur Erklärung: Fornettis sind so kleine Blätterteigtaschen, die es mit verschiedenen Füllungen gibt: Marmelade, Pizzasauce etc. (siehe
www.fornetti.ro oder für Deutschland www.fornetti.de - wusste gar nicht, dass es das auch hierzulande gibt). Wir nehmen von jeder Sorte zwei Teile und bezahlen deutlich weniger als gedacht. Und leider sind sie auch gleich alle aufgegessen, bevor wir überhaupt in den Zug gestiegen sind, denn die schmecken einfach so genial, vor allem weil sie noch so warm sind!

Der Zug nach Bukarest ist übrigens genau derselbe, mit dem wir gestern von Sibiu hierher gefahren sind - und wie gestern auch hat er ein bisschen Verspätung (heute sogar etwas mehr als gestern) und es stehen unendlich viele Leute am Bahnsteig. Kaum zu glauben, dass die echt alle einen Sitzplatz in den drei Triebwägen finden sollen. Aber normalerweise herrscht ja Sitzplatzreservierungspflicht.

Als der Rapid endlich auftaucht, klappt alles auch perfekt. Es ist zwar ziemlich voll, aber es muss niemand stehen. Die erste Hälfte der Fahrt ist echt der Wahnsinn. Die Berge kommen näher, die Karpaten, die bis über 2500 Meter hoch sind, schon fast zum Greifen nah - und Christoph pennt oder liest und kriegt von alldem gar nicht groß was mit. In Sinaia steigen zwei Holländer zu, die in der Vierergruppe neben uns Platz nehmen. In allen Reiseführern wird von Sinaia übrigens immer total geschwärmt, aber ich muss sagen, vom Zug aus hat der Ort selbst jetzt nicht so übermäßig besonders toll gewirkt. Kann natürlich sein, dass sich der Charme erst in einem anderen Teil der Stadt entfaltet.

Hinter den Karpaten wird es schnell sehr flach. Einige Flüsse kreuzen unseren Weg, die sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie verdreckt und zugemüllt sind. ist echt nicht mehr schön, was da herumliegt. Und jetzt beginnt sich die Fahrt einfach nur noch zu ziehen. Endlose, teilweise schon abgeerntete Felder, Stromleitungen, die bis zum Horizont schnurgerade verlaufen, ein paar Orte, Städte, Industrieanlagen, dazu wird es immer wärmer und stickiger. Natürlich haben wir auch eine saftige Verspätung. Die arme Irina! (Irina ist eine Mitstudentin von Christoph, die aus Bukarest kommt und uns angeboten hat, dass wir bei ihr und ihrer Familie gerne für zwei Tage bleiben dürfen.) Wir sind locker schon über eine halbe (oder ganze!?) Stunde zu spät. Ich kenne Irina übrigens noch gar nicht, nur aus Christophs Erzählungen, und bin darum umso mehr auf sie und die Stadt gespannt, zumal der Lonely Planet auch zu Bukarest schreibt: "Forget Prague, forget Budapest - Bucharest (Bucureşti) is where explorers are heading. This is Eastern Europe's secret - but it's about to get out. It has a fascinating mix of architecture that maps Romania's chequered history The ugly face of communism created by is bloody counterpart Nicolae Ceauşescu sits alongside the incredible beauty of Romania's elegant past and its Parisian pretensions. Down dingy side streets flanked by Soviet-style high-rises are exquisite 18th-centure monasteries, pretty gardens and ornate Orthodox churches. (...) Yet this city has soul - and the fun is in finding it."

Die Einfahrt auf dem Gara de Nord von Bucureşti erinnert mich irgendwie an die Einfahrt in den Münchner Hauptbahnhof. Ganz viele Gleise und an den Seiten große Häuser, Wohnblöcke usw. 

Irina empfängt uns im Minikleid. Wir erzählen ihr natürlich zuerst unsere Eindrücke von Rumänien, während sie uns in die Metro lotst, deren Züge so ein 70er/80er-Space-Feeling verbreiten. Die Stationen selbst sind natürlich Geschmackssache, aber zumindest sind sie unverwechselbar. Am Piaţa Unirii müssen wir umsteigen. Irina muss sich teilweise selbst erstmal wieder orientieren, weil sie schon so lange nicht mehr da war. Allerdings gibt sie auch selbst zu, das sie während ihrer Schulzeit viel Zeit zuhause mit Lernen verbracht hat und dementsprechend auch nicht so häufig unterwegs war. Irina spricht übrigens perfektes Deutsch, fast schon zu perfekt. Sie kennt alle möglichen Redewendungen, benutzt Wörter, die ich höchstens alle Jubeljahre mal hervorhole und macht nur ganz, ganz selten mal einen Fehler. Vielleicht fehlen ihr einfach so ein bisschen die umgangssprachlichen Floskeln und Abkürzungen, die ihr Deutsch noch einen Ticken natürlicher klingen lassen würden.

Eine meiner größten Ängste in Rumänien, vor allem aber in Bukarest bezog sich auf einen Hinweis, der offenbar in jedem Rumänienreiseführer enthalten ist. Es gibt nämlich jede Menge streunende Hunde, die auch leicht mal zubeißen sollen mit entsprechender Tollwutgefahr. So behauptet der Marco Polo immerhin, dass in Bukarest täglich 25-30 Leute gebissen werden. Als wir bei Irinas Wohnung aus der Metro kommen, ist davon aber nichts zu sehen. Die Straßen haben halt ihre obligatorischen Schlaglöcher, gesäumt von solchen Kastenmehrfamilienhäusern (aber nicht wirklich Plattenbauten), die auch sehr hellhörig sein sollen (Irina behauptet, sie kenne alle Probleme ihrer Nachbarn!), die aber noch eher niedrig sind und überhaupt ist alles auch schön grün. Also zumindest die Gegend hier macht doch einen recht normalen Eindruck. Eine Metrostation weiter soll es allerdings etwas schlimmer aussehen und zugehen, wobei auch bei Irinas Nachbarn letztens erst eingebrochen worden ist. Irina erzählt uns übrigens auch, dass es eine offizielle Liste in Rumänien gibt, in der die Gebäude aufgelistet sind, die bei einem Erdbeben sofort einstürzen können. Oftmals sind das z.B. die kleinen Kinos, aber auch etliche Wohnhäuser. Diese Gebäude sind angeblich mit einem roten Punkt markiert (weiß nicht, ob an der Hauswand, oder doch nur auf dem Papier). Eine Freundin von ihr hat nämlich mal in so einem Mietshaus gewohnt und als sie erfahren hat, dass sie in so einem Roten-Punkt-Haus wohnt, hatte sie sehr oft ziemliche Albträume. Verständlicherweise auch, denn Rumänien ist ja auch erdbebengefährdet, schließlich wurde 1977 ja allein in Bukarest bei einem Beben extrem viel zerstört. Da das eigentlich eine super Überleitung ist, soll nur noch kurz erwähnt werden, dass Irina einen kleinen verwöhnten Hund hat (ihr Papa ist dran schuld*g*) und dass wir das Wohnzimmer zum Schlafen bekommen, bevor wir nämlich wieder zurück an den Piaţa Unirii fahren.

Dort erwartet uns Irinas Mutter. Sie ist Architektin und Restauratorin und kennt anscheinend wirklich fast jeden Stein in der Stadt. Sie führt uns etwas durch die Reste der Altstadt, die weder vom Erdbeben zerstört, noch von Ceauşescu niedergewalzt worden waren. Wir sind noch ziemlich orientierungslos, bemerken aber doch recht oft, dass viele Gebäude, die sie uns zeigt, auch in unserem Reiseführer beschrieben sind. So zum Beispiel die 'Biserica Curtea Veche', die älteste Kirche der Stadt, die Teil des nur noch in wenigen Ruinen erhaltenen Fürstehofs war. Aber es gibt noch eine andere Kirche, die viel schöner sei - und ja, sie ist wirklich sehr schön, auch wenn bei orthodoxen Kirchen die Variationen meiner Meinung nach eher gering ausfallen. Ich hoffe, niemand fühlt sich deshalb angegriffen. Irinas Mutter schleppt uns noch in ein Café, um uns das tolle Art-déco-Interieur zu zeigen, bevor wir den Justizpalast und ein paar weitere Gebäude zu Gesicht bekommen, die teilweise gerade renoviert werden, aber uns zum ersten Mal zeigen, weshalb Bukarest einst auch mal "Paris des Ostens" genannt wurde. Behauptet das eigentlich nicht auch noch eine andere Stadt in Osteuropa von sich?

Irinas Mutter ist jedenfalls sehr freundlich, nett, zuvorkommend und auch voll in ihrem Element - und temperamentvoll, wie sich gleich zeigen wird, denn wir möchten schon gerne in den jetzigen 'Palatul Parlamentului', den Ceauşescu in den 1980ern als 'Palast des Volkes' für 3,5 Mia. Dollar errichten ließ und der nun immerhin das größte Gebäude Europas bzw. das zweitgrößte der Welt nach dem Pentagon darstellt. Da die Öffnungszeiten recht begrenzt sind und man nur mit Führung hinein darf, machen wir uns gleich auf den Weg. Allein die "Prachtallee", die direkt auf das Monstrum zuläuft und auch komplett von Ceauşescu neu gestaltet wurde, zieht sich. Noch mehr zieht es sich allerdings (gefühlsmäßig), wenn man von einem Eingangstor zum nächsten geschickt wird - und die Sonne vom Himmel knallt und es gleichzeitig keinen Schatten gibt. Der Wachmann meint, wir hätten sowieso keine Chance, weil im Sommer so viele angemeldete Gruppen kämen und jetzt kurz vor Schluss ja erst gar nicht und überhaupt müssen wir das nächste Eingangstor benutzen. Also nur zur Info: Der Eingang befindet sich auf der RECHTEN Seite, wenn man vom Piaţa Unirii kommt.

Nach vielem Diskutieren von Irinas Mutter mit den Wachmännern schaffen wir es schließlich an die Kasse. Vor uns ist ein Englisch sprechendes Pärchen. Sie werden von der Kassiererin knallhart damit abgefertigt, dass es heute keine Führung mehr für sie gäbe, nur noch eine auf Rumänisch. Aber zu der dürften sie dann auch nicht mit wegen den vielen Gruppen, die da mitgehen. Irinas Mutter geht an die Kasse, wir halten uns schön zurück und sagen auch kein Wort. Nach einer kleinen Diskussion dürfen wir bei der Führung mit (Infos unter
www.cdep.ro/cic/index.html). Für ausländische Studenten kostet der Eintritt übrigens 5 RON. Ja, es gibt ein Zwei-Preise-System für Ausländer und Einheimische. Irina zeigt sich übrigens darüber hinaus sehr verwundert darüber, dass eine Fotoerlaubnis extra verkauft wird und die sogar das X-fache des Eintrittspreis kostet (30 RON, also etwa 8,50€), aber das haben wir ja schon öfters erlebt.

Bei der Führung ist eine angestellte Führerin dabei, die alles auf Rumänisch erzählt, und zwei Gruppen, eine italienische und eine französische, die jeweils ihre eigenen Dolmetscher mitgebracht haben. Anfangs übersetzt Irina für uns ein bisschen, aber mit dem Französischen kommen wir auch klar.

Das Inne des "Palastes" ist einfach...gigantisch, monströs, unheimlich? Die Führung selbst ist nicht besonders spannend. Es geht immer nur um Zahlen, Materialien und welchem Stil der Raum nachempfunden ist. Über die Geschichte wird praktisch nichts gesagt. Die erzählt uns dafür Irinas Mutter, denn auch sie hatte damals an diesem Palast mitarbeiten müssen - allerdings nichts altes restaurieren, sondern etwas erschaffen, allerdings in historischen Stilen. "It was out of date!" Seit jener Zeit hat sie dieses ihr verhasste Gebäude nicht mehr betreten und sie tut ihre enorme Verachtung auch offen kund. Und das ganze wird noch verständlicher, als sie die Hintergrund erzählt, z.B. wurde zum Geldsparen für den Palast der gesamte Strom um 20 Uhr abgestellt, womit es stockfinster in Rumänien war. Wenn Irinas Mutter das erzählt, klingt das einfach unglaublich. Noch unglaublicher ist allerdings, dass diese Zeit gerade mal 16 Jahre zurückliegt. Wie das Leben seinerzeit in Rumänien gewesen sein muss, sprengt meine Vorstellungskraft.

Die Tour ist recht schnell eigentlich vorbei. Es gibt wird nur ein paar Räume zu sehen. Trotzdem sollte man das Gebäude einmal gesehen haben. Irinas Mutter möchte uns jetzt noch den Palast und die Kathedrale des Patriarchen zeigen. Unterwegs kaufen wir noch schnell ein Eis(, das schon wieder Irinas Mutter komplett bezahlt! - Da kriegt man ja echt ein schlechtes Gewissen.), laut Irinas Mutter sogar eines der besten der Stadt. Aber es schmilzt auch sehr schnell, gerade bei diesen Temperaturen.

Auf dem Hügel in der Kathedrale der rumänisch-orthodoxen Kirche wird gerade der Gottesdienst vorbereitet und so kommen wir mit Irina und ihrer Mutter auch ins Gespräch generell über Religion, Gottesdienste und Gläubigkeit. Irinas Mutter ermutigt uns auch zum Fotografieren und dass wir keine Scheu haben sollten, selbst beim Gottesdienst nicht, der sowieso ein ständiges Kommen und Gehen sein soll. Auf jeden Fall behaupten sie und Irina, gläubige Menschen zu sein. Direkt neben dem Patriarchenpalast befindet sich noch die Nationalversammlung, in der früher mal das Parlament seinen Sitz hatte. Dann gehen wir zum Auto von Irinas Mutter, denn es steht bei ihrem Büro, das hier direkt am Hügel ist. Sie hat ein ziemlich neues Auto und während der Fahrt müssen auch alle Türen verriegelt sein. Irina erklärt mir ganz genau, wie wir wieder zu ihr kommen (ja, Irina, so schwierig ist das auch nicht, bin doch ein helles Köpfchen:) ), bevor wir uns an der Universität rauswerfen lassen, um selbst noch ein bisschen die Stadt zu erkunden.

Bukarest deprimiert. Abenteurer mag es vielleicht wirklich inzwischen hierher ziehen (so wie uns auch), nachdem Prag und Budapest normale Touristenziele geworden sind. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Bukarest so schnell kein klassisches Touristenziel werden wird. Vor allem dieser ständige Autoverkehr nervt auf Dauer. Und leider ist die Stadt jenseits der gelegentlich anzutreffenden Sehenswürdigkeiten nicht wirklich sehenswert. Viele graue, große, unspektakuläre Häuser säumen mal mehr, mal weniger die Straßen. Am 'Palatul Telefoanelor' vorbei zum Haus des früheren Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, auf dessen Balkon am 21.12.1989 Ceauşescu seine berüchtigte letzte Rede gehalten hatte, bevor er mit dem Helikopter vom Dach aus flüchtete, während auf die protestierende Menschenmenge gefeuert wurde, wobei viele starben. Gleich ein paar Schritte weiter folgen die zentrale Universitätsbibliothek, die Reste der Securitate-Zentrale (Securitate war die Geheimpolizei während der Diktatur), der ehemalige Königspalast, in dem nun die Nationalgalerie untergebracht ist, sowie das 'Ateneul Român', eine sehr elegante Konzerthalle. An diesem Platz befindet sich übrigens auch das Hilton-Hotel, in dem man laut 'Lonely Planet' nach Stadtplänen fragen kann, was Christoph auch unbedingt ausprobieren will. Aber wir haben ja eigentlich genug Kartenmaterial in unseren Reiseführern und außerdem sieht das da drinnen so schick aus, dass ich mir wieder total deplatziert vorkommen würde, dass wir es dann doch lassen.

Statt dessen laufen wir zum Piaţa Romană und von dort den Bulevardul N. Bălcescu entlang wieder zum Piaţa Universitaţii, wo wir gestartet sind. Der Bulevard soll übrigens DIE Einkaufsstraße Bukarests sein. Es tut mir leid, dass ich Bukarest immer so nieder mache, aber mir hat es hier einfach nicht gefallen. Ja, es gibt schon diverse Läden, McDonald's & Co. haben sich hier auch niedergelassen, aber einfach dieses Grau und der ständige Verkehrslärm, die schlechte Luft... Was uns übrigens schon in Sibiu aufgefallen ist: An einigen Ampeln gibt es Countdown-Anzeigen, auf denen man sehen kann, wie lange es dauert, bis es wieder rot oder grün wird. Ob das sinnvoll ist oder eher noch zum Rasen animiert, weiß ich nicht. 

Unser Weg führt uns jetzt ins 'Historic Quarter'. Da finden wir auch gleich einen kleinen Supermarkt, in dem wir uns endlich was zu trinken kaufen können und für Irina und ihre Eltern besorgen wir eine Schachtel Pralinen als Dankeschön. In der Altstadt gefällt es mir ein kleines bisschen besser, vor allem, weil da sich nicht der Verkehr durchquält. Vielleicht findest du es seltsam, dass ich die ganze Zeit so auf dem Verkehr herumhacke, aber stell dich mal an eine viel befahrene Straße in Rumänien! Die Luft ist wirklich ziemlich dreckig. Gerade als wir in die Fußgängerzone, die Lipscani, einbiegen wollen, kommt ein junger Kerl auf uns und spricht uns auf Deutsch an! Krass. Er fragt uns, ob wir wüssten, wo es Postkarten gibt. Das ist echt eine gute Frage. Vorhin beim Bulevardul N. Bălcescu waren wir in einer Seitenstraße bei der Post, um Briefmarken zu kaufen. Die hatten dort auch Postkarten. Aber ansonsten hab ich auch noch keine gesehen. Souvenirläden oder Touristeninformationen gibt's hier ja gar nicht. Er bedankt sich für unsere Auskunft und macht sich weiter.

Die Str Lipscani enttäuscht uns dann auf allen Ebenen. Das kann nicht wirklich das Zentrum des "bohemian nightlife" sein. Und dass es eine "Summer Street, (...) alive with music and party people" ist, kann ich beim besten Willen auch nicht behaupten. Der Zustand der Straße ist jetzt nicht übermäßig berauschend und es gibt viele Lücken in der Bebauung, in denen gelegentlich so eine Art "Biergarten" anzufinden ist. Biergarten trifft's eigentlich nicht so richtig, weil Bäume generell im Zentrum Bukarests doch eher selten auftauchen, aber so von der Grundidee müsste es schon passen. Aber trotzdem hatte ich mir das alles ganz anders vorgestellt. In einer Sandwich-Bar lassen wir uns nieder zum Abendessen und müssen auch nicht lange auf die nächste Ernüchterung warten. Von den tollen Sandwiches auf der Speisekarte gibt es fast keine mehr und das Angebot, das er uns mit dem kleinen Salat dazu noch aufschwatzen will, gibt es dann doch nicht, sodass wir für einen anderen Salat auch noch mehr bezahlen müssen. Also es hat schon gut geschmeckt, nur ein bisschen verarscht haben wir uns dann doch gefühlt. Bettelnde Kinder, die von uns etwas zu essen wollten, allerdings vom Personal vertrieben wurden, sowie streunende Hunde gehören auch noch ins Gesamtbild. 

Äußerst penetrante bettelnde Kinder lauern uns dann noch am 'Hanul lui Manuc' auf, einer Unterkunft für Kaufleute aus dem 19. Jahrhundert, die uns Irinas Mutter heute Nachmittag auch gezeigt hatte. So langsam bekomme ich jetzt auch etwas Orientierung in der Stadt.

Viel mehr als ein bisschen Herumlaufen und einen Abstecher in ein rumänisches Kaufhaus am Piaţa Unirii machen wir nicht mehr, denn langsam wird es auch dunkel und wir wollen wieder zurück zu Irina. Klappt mit der Metro auch wunderbar. Auf dem Spielplatz kurz vor Irinas Haus spielen noch ganz viele Kinder und ein paar ihrer Nachbarn treffen wir vor der Tür. Beim Abendessen (u.a. mit riesiger Melone) unterhalten wir uns noch angenehm, lernen Irinas Vater kennen, der gerade von der Arbeit kommt und machen uns irgendwann auch noch bettgehfertig. Dann kommt eine SMS von meiner zukünftigen Mitbewohnerin Uli, die im September bei mir einzieht. Sie müsse mit mir mal reden, wenn ich wieder daheim wäre. Da das aber nicht so schnell passieren wird, rufe ich sie über Christophs Handy mal an. (Er hat einen Vertrag, ich nur Karte, sodass er viel billiger telefonieren kann.) Leider hat sie sehr schlechte Nachrichten, denn sie wird nun doch nicht nach Würzburg kommen, weil ihr Magisterstudiengang nun gestrichen wurde. Immerhin bietet sie von sich aus an, die Miete für September zu übernehmen, bis ich jemand neues gefunden habe. Für sie ist's ja aber auch doof, weil sie ihre alte Wohnung auch schon gekündigt hatte. Gleich darauf klär ich die Sache noch mit Flo, meinem Noch-Mitbewohner, damit er die Sache mit unserer Genossenschaft regeln kann. Aber früher nach Hause will ich deshalb nun auch nicht, gerade jetzt, wo wir es schon fast bis ans Schwarze Meer geschafft haben!

FAHRTENBUCH

abfahrt start ziel dauer km typ preis
9.00 Braşov Bucureşti Nord 2h23 166 R 26,80RON*
  Braşov Bucureşti 2h23 166   26,80RON
R=Rapid
*RON=lei noi=neuer Lei (10RON = ca. 3,5€), seit 1.7.2005 parallel in Verwendung mit dem alten Lei (10RON=100.000 alte Lei)


Der ehemalige 'Palast des Volkes' des Diktators Ceauşescu in Bukarest ist schlicht und einfach nur gigantisch und monströs.


weitere Bilder aus Bucureşti








































































































































































































































































































































































































































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