OSTEUROPAtour 2005
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Tag04 Praha-Kutna Hora-Praha
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VEIT, WENZEL & BARBARA

Um sieben läutet der Wecker - erstmal natürlich nur für mich, vor allem, weil ich absolut nicht einschätzen kann, wie viel hier in unserer Unterkunft in Praha morgens los ist bei zwei Duschen für vermutlich 24 oder mehr Leute in unserer Pension. So früh ist jedenfalls fast noch nichts los, was auch nicht schlecht ist, denn wir wollen möglichst früh auf die Burg.

Frisch und munter decken wir uns beim Billa mit Brötchen, Wurst, Käse und Getränken, bevor wir in die Metro steigen. Wir haben uns für das 15-Minuten-Ticket entschieden, das wir jedoch um 5 Minuten überziehen. Hätte ich echt nicht gedacht, dass es so lange dauert bei vier Stationen mit einmal Umsteigen. Die Gestaltung der Bahnhöfe find ich übrigens sehr interessant. Hat was.

Bei Wallensteins Schlossgarten steigen wir aus und laufen um den Burgberg herum und diesen schließlich hinauf, nachdem wir im Park uns das erste kleine Frühstück gegönnt haben.

Es ist heute richtig warm und die Sonne scheint ordentlich. Obwohl es erst halb zehn oder so ist, ist schon gut was los. Wir kaufen das Ticket B und gehen auch gleich schnurstracks in die St.-Veits-Kathedrale. Sehr groß, sehr gotisch und sehr beeindruckend. Das Grab des heiligen Nepomuk ist vielleicht etwas übertrieben. Den großen Turm dürfen wir auch noch hinaufsteigen. Die etwa 280 Stufen sind schon ziemlich anstrengend (gut, dass wir das Schild erst gesehen haben, nachdem wir wieder unten waren), es lohnt sich aber für die Aussicht auf jeden Fall. Neben Altstadt, Petřin-Hügel mit verkleinerter Kopie des Eiffelturms und Wohngebieten kann man z.B. die deutsche Botschaft sehen, die 1989 ihre historischsten Augenblicke erlebt, zwei Fußballstadien, den Fernsehturm und noch so manches mehr.

Wieder unten, verfolgt uns oder verfolgen wir einige spanische, italienische und deutsche Reisegruppen, u.a. auch in den alten Königspalast, wo wir staunend vor dem Fenster stehen, aus dem der 2. Prager Fenstersturz stattfand, der den 30-Jährigen Krieg auslöste, wenn ich alles richtig verstanden habe und in Geschichte auch da aufgepasst habe. Der größte Saal - der Wenzelssaal -dient u.a. zur Amtseinführung des Präsidenten. Kurz vor dem Ausführung kann man sich noch eine Filmvorführung über die Geschichte der Prager Burg ansehen. Einen Augenblick verweilen auch wir darin.

Was fehlt jetzt noch? Natürlich das Goldene Gässchen! Auch hier drängeln ab und an die Reisegruppen etwas, dabei gibt es hauptsächlich kleine Läden zu bewundern, die ihr Zeug an die Touristen loswerden wollen. In denen kleinen Häuschen kann es darum mal gelegentlich zum Stau oder zur Verstopfung kommen. Zum Glück waren wir vorhin gleich in der Kathedrale, denn mittlerweile ist die Schlange auch davor elendig lang.

Wir verlassen die Burg über eine Treppe voller Souvenirstände hinunter zu Wallensteins Garten, von wo wir nochmals nach Josefov wandern, um schließlich doch für 140
Kč mal einen Blick in die Altneusynagoge werfen zu dürfen, denn man sollte schon mal eine Synagoge in seinem Leben von innen gesehen haben, um überhaupt vom jüdischen Glauben vielleicht noch ein bisschen besser und konkreter eine Vorstellung zu bekommen. Danach geht es schon recht flott zum Hauptbahnhof, wo wir dann auch noch etwas Zeit haben und im Park den Sommer genießen. 

Wenig später sitzen wir im Rychlík nach Kutná Hora, wobei das recht industrielle und nicht besonders attraktiv erscheinende Kolín durchfahren. Der Zug ist ziemlich voll und wir mit jeder Station voller.

In Kutná Hora steigen vor allem Touristen aus, die genau wie wir einen Halbtagesausflug hierhin machen. So folgen wir den kleinen Gruppen vorwiegend Englisch sprechender Leute in etwa unserem Alter die Straße entlang in die Stadt zur ersten Station, dem Gebeinhaus. Dabei handelt es sich um eine Kapelle, deren ziemlich komplette Ausstattung von Mönchen aus Knochen hergestellt worden ist. Dort ist auch einiges los. Und zum ersten Mal auf unserer Tour wird eine extra Fotoerlaubnis für immerhin 30
Kč verkauft. Wer trotzdem ohne diese Erlaubnis Fotos macht, sollte sich nicht unbedingt erwischen lassen, was allerdings kein großes Problem darstellen sollte. Durch die ganzen Touristen wirkt die Kapelle nicht ganz so "gespenstisch beeindruckend" wie sei vielleicht sein könnte. Und über Geschmack lässt sich ja bekanntlich sowieso streiten.

Ohne den Tross vom Bahnhof laufen wir weiter in die Innenstadt. Viele Wohnblöcke, mal renoviert, mal nicht, ein Theater, ein wohl ehemaliges Sowjetdenkmal, an dem jedoch keine Fahne mehr gehisst ist, aber auch viele hübsche, nette Häuschen säumen unseren Weg in die Altstadt, deren Straßenbelag sich sofort nach dem UNESCO-Weltkulturerbe-Schild von Asphalt zu Pflastersteinen wandelt. Auch wenn wir nicht ganz so in die Begeisterungsstürme mancher Reiseführer miteinfallen können, so ist Kutná Hora definitiv eine schöne Stadt mit einem schönen Platz, unter dessen Touristen-Info ein Alchemiemuseum liegt, das wir noch schnell besichtigen dürfen, obwohl die Frau am Eingang eigentlich gerade Feierabend macht (heute nämlich ne halbe Stunde früher als sonst). Aber die Kollegin im Büro lässt uns freundlicherweise passieren, da wir bei ihr wohl ein bisschen Mitleid geweckt haben müssen. Es ist klein, aber hübsch und in dem alten Gewölbekeller kommt die richtige Atmosphäre auf. Auf jeden Fall einen Abstecher wert.

Wieder am Tageslicht machen wir uns gleich auf den Weg zur Kathedrale der heiligen Barbara. Sie liegt am Rande der Altstadt und benötigte auch einige Jahrhunderte bis zur Fertigstellung. Für Liebhaber gotischer Kathedralen sicherlich das "must see" hier. Gerne hätten wir noch einen Blick in die kleine Burg und die Führung durch das frühere Silberbergwerk mitgemacht, aber wir wollen noch in den Welscher bzw. Italienischen Hof, wo früher Münzen geprägt wurden (hm, wieso wollte Christoph da gleich noch mal rein?), doch kann man uns kurz vor Feierabend nur noch eine Führung durch die Hälfte der Anlage auf tschechischer Sprache anbieten. Also lassen wir es und suchen uns statt dessen was zu essen. 

In der sowohl vom Lonely Planet als auch vom Marco Polo empfohlenen Bierhalle 'Pivnice Dačický' werden wir fündig und speisen auf der Terrasse im Hinterhof. Wildgulasch mit Böhmischen Knödeln und Kartoffelfladen für Christoph, Old Magyar Style Chicken Stripes mit Kartoffelpuffer für mich. Dazu gibt's lokales Bier, wobei Christoph noch zwei dunklen schon deutlich die Wirkung spürt. Hier sehen wir übrigens auch ein paar Amerikaner wieder, die wir im Zug und am Bahnhof und sonst noch als mal in der Stadt gesehen haben. Der eine scheint auch Deutsch zu sprechen.

Eigentlich wollen wir den Bus zurück zum Bahnhof nehmen, aber da die abends auch nicht mehr gerade häufig fahren und wir sowieso noch genug Zeit haben, laufen wir die drei Kilometer halt doch wieder zurück - und sehen dort ein paar andere English speaking people, von denen einer damit beschäftigt ist, sich auf die Gleise zu stellen und tolle Fotos aus der Zug-Perspektive zu machen. Auf dem Bahnsteig bemerke ich, dass meine rechte Hosentasche ein Loch hat. :-( Wahrscheinlich hat sich die "spitze Kante" des Brillenputztuches durchgebohrt. Für 17€ von C&A taugt so eine Hose halt doch nix. *grml* Und das, nachdem sie jetzt gerade mal den vierten Tag trage.

Im Abteil in unserem Zug (in Tschechien gibt es generell äußerst viele Abteilwagen, in der Regel mit 8 Plätzen) sitzen wir mit zwei Frauen, die ebenfalls Englisch sprechen und Christoph in der St.-Barbara-Kathedrale schon aufgefallen sind. Sie scheinen die Leute im Nebenabteil zu belauschen und versuchen anhand deren "Dialekt" festzustellen, wo die herkommen.

Recht flott sind wir wieder in Praha und gehen dann auch gleich aufs Zimmer, denn morgen wollen wir um 7.23 Uhr weiter nach České Budějovice fahren. Ich schreib für Sebastian noch die Postkarte, dann heißt's aber wirklich: Licht aus und Gute Nacht.


FAHRTENBUCH

abfahrt start ziel dauer km typ preis
14.10 Praha hl.n. Kutná Hora 0h57 73 R 86
20.11 Kutná Hora Praha hl.n. 0h56 73 R
  Praha hl.n. Praha hl.n. 1h53 146   86Kč
R=Rychlík, ein einfacher Schnellzug, entspricht etwa dem RE bei uns.

Das hübsche Goldene Gässchen - wer hier hinein möchte, muss auch Eintritt bezahlen.


weitere Bilder aus Praha


































































UNESCO-Weltkulturerbe: Chrám sv. Barbory


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