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Tag22 Bucuresti
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LICHT UND SCHATTEN

Unser zweiter Tag in Bucureşti. Am Morgen schaut der kleine freche Hund von Irina in unser Zimmer. Er schleicht regelrecht über den Balkon zu uns und gibt auch keinen Ton von sich, denn ihm wurde eigentlich der Zutritt zum Wohnzimmer verboten, solange wir da sind. Gar nicht so blöd.

N
ach dem Frühstück fährt Irina mit uns im Trolleybus zum Piaţa Universitaţii. So können wir den Teil der Stadt, den wir bisher immer nur mit der Metro durchfahren haben, auch mal richtig sehen. Aber zugegeben, besonders spektakulär ist es nicht.

Unser erstes Ziel ist heute die 'Agenţie de Voiaj CFR', um die Fahrkarten für morgen nach Constanţa zu besorgen. Das Büro ist recht groß und vor allem total neu, es gibt etliche Schalter und wir müssen auch eine Nummer ziehen. Es dauert ein bisschen, aber dann kommen wir an die Reihe. Irina nimmt die Sache in die Hand und erkundigt sich zuerst einmal nach Studententarifen. Aber die gelten nur für rumänische Studenten, will heißen, sogar für Irina nicht, weil sie nicht in Rumänien studiert. Während mich dieses Zwei-Preise-System nicht mehr verwundert, erstaunt es mich umso mehr, als wir hier tatsächlich gedruckte Fahrkarten bekommen und es tatsächlich an jedem Schalter einen Computer gibt! Da sind die in Bukarest ja echt schon richtig fortschrittlich im Vergleich zum restlichen Land.

Mit den Fahrkarten in der Tasche machen wir uns zum 'Muzeul Naţional de Artă', der Nationalgalerie, die im Königlichen Schloss untergebracht ist, denn hier findet derzeit eine Sonderausstellung mit dem Titel 'Umbre şi lumini / Ombres et lumières' ('Licht und Schatten') statt, in der französische Gemälde aus vier Jahrhunderten (1600-2000) gezeigt werden, darunter Bilder von Poussin, Cézanne, Picasso und Matisse, die aus verschiedenen französischen Museen (z.B. dem Louvre) stammen und nun auf Tour sind. Für 7,50 lei noi dürfen wir hinein, wobei gleich am Anfang Irina noch einmal kurz hinausgebeten wird, weil ihr Handy geläutet hat und das Telefonieren nicht gestattet ist. 

Die Ausstellung ist interessant, auch wenn es jetzt nicht die bekanntesten Bilder sind. Irina lästert nur extrem über den letzten Raum mit den modernen Installationen, darunter ein Holzrahmen, der mit einer Plastikfolie beklebt ist. Ich gebe zu, es gibt originellere Sachen, aber dennoch finde ich, dass gerade so etwas die moderne Kunst so interessant macht. Irina hat die Ausstellung zumindest insgesamt nicht so gut gefallen, ich fand sie okay und Christoph, ja, schon auch. Besonders von Cézanne und Matisse waren ein paar schöne Werke dabei. Die eigentliche Nationalgalerie schauen wir uns übrigens nicht an. Einmal, weil die natürlich auch noch einmal Eintritt kostet, zum anderen sind wir uns nicht so sicher, wie interessant sie überhaupt ist, denn es werden vor allem Meisterwerke der rumänischen Kunst vom 10. Jahrhundert bis zur Moderne ausgestellt.

Gleich gegenüber des Königspalastes liegt ja das 'Ateneul', an dem wir gestern auch schon waren. Ich würde gerne einmal hineinschauen und wir finden schließlich sogar einen Eingang. Aber wir lassen es dann doch. Statt dessen lassen wir uns von Irina zum Piaţa Romană bringen, von wo sie uns den Weg zum 'Parcul Herăstrău' erklärt, denn sie verabschiedet sich nun wieder von uns und fährt nach Hause. 

Die erste Straße ist recht grün, die Häuser noch eher klein. Der Bulevardul Iancu de Hunedoara ist dann wieder weniger hübsch. Er ist schon ewig breit, aber nicht so besonders grün. In der Mitte fährt die Straßenbahn, die Kastenhäuser links und rechts, ehemalige Gewerbe- oder Industrieanlagen, die von wild kläffenden Hunden bewacht werden (gut, dass wir auf der anderen Straßenseite laufen), dazu noch eher wenig Schatten... In einem kleinen Supermarkt decken wir uns schnell ein, bevor wir etwas erschöpft am Piaţa Victoriei ankommen. Der stellt eigentlich nichts anderes dar als einen riesigen Kreisel, der um eine gigantische, leere Teerfläche herumführt. Wären nicht die riesigen Werbeschilder, würde es hier wahrscheinlich ziemlich trostlos aussehen.

Uns zieht es in die Şos Kiseleff. Hier ist es ziemlich grün, der Verkehr hält sich in Grenzen und wir entspannen erst einmal unsere Füße auf einer Bank. Ein paar Museen stehen hier in der Gegend, bevor in über 1,5 Kilometern der Triumphbogen auftauchen soll. Nachdem Irinas Mutter so davon geschwärmt hat, beschließen wir mal einen Blick ins 'Muzeul Ţăranului Român' (Museum des rumänischen Bauern) zu werfen, das nächstes Jahr sein hundertjähriges Bestehen feiert, 2 RON Eintritt kostet und tolle Eintrittkarten hat. Die Ausstellung selbst ist ganz nett, natürlich hauptsächlich Gegenstände aus dem Leben der Bauern. Dazu zählt auch eine Kirche, die in das Museum versetzt wurde oder auch gar ein ganzes Bauernhaus mit originaler Einrichtung. Ein Besuch ist also auf jeden Fall empfehlenswert.

Der anschließende Gang entlang der Şos Kiseleff ist weniger spektakulär. Ein paar Villen und Konsulate bzw. Botschaften trifft man an, hin und wieder sieht man aber auch recht verlassene Anwesen und den ein oder anderen streunenden Hund. Aber dann sind wir endlich an unserem Ziel: dem 'Arcul de Triumf', der nicht nur vom Namen her Ähnlichkeiten mit seinem Pariser Pendant hat. Leider liegt er genauso ungünstig wie in Paris mitten in einem Kreisverkehr.

Und jetzt sind wir endlich am 'Parcul Herăstrău', dem größten Park der Stadt (187ha) mit zwei großen Seen. Hier sind etliche Leute unterwegs - wahrscheinlich weil ja Wochenende ist. Leider hat der Park bestimmt auch schon ein mal bessere Zeiten gesehen, was die Stimmung dann doch wieder etwas drückt. Wenn du im groß ausgeschilderten 'Japanischen Garten' stehst und feststellen musst, dass der seit seiner Anlegung total verkommen ist, ist das doch ein etwas deprimierender Anblick. Denn in dem Park stecken so viele interessante Ideen, die trotz der 70er/80er-Jahre-Optik gut aussehen könnten, wenn man sich nur ein bisschen darum kümmern würde. So ist die Atmosphäre zwar gemütlich und entspannt, aber doch mit einem leicht deprimierten Beigeschmack, der einfach nicht verschwinden will. Nordwestlich des Parks türmt sich übrigens das 'Haus der Presse' auf. Die ausgeschilderte Achterbahn haben wir übrigens nicht gefunden.

Am Piaţa Charles de Gaulle, der teilweise von moderneren Hochhäusern gesäumt wird, steigen wir in die Metro und fahren zurück. Oder sind wir doch gelaufen!? Falls doch, war es auf jeden Fall ein ganz schönes Stück. Letztlich kann ich mich nur noch daran erinnern, dass wir in einem Buchladen waren, in dem Christoph für Irina als Dankeschön ein Buch mit Stücken von Oscar Wilde gekauft hat und wir kurz nach Postkarten geschaut haben und anschließend haben wir bei McDonald's draußen zu Abend gegessen, bevor wir um 20.43 Uhr am Piaţa Romană in die Metro gestiegen sind, um zu Irina nach Hause zu fahren.

FAHRTENBUCH

abfahrt start ziel dauer km typ preis
--.-- Bucureşti  Bucureşti 0h00 0 - --,--RON*
  Bucureşti Bucureşti 0h00 0   --,--RON
*RON=lei noi=neuer Lei (10RON = ca. 3,5€), seit 1.7.2005 parallel in Verwendung mit dem alten Lei (10RON=100.000 alte Lei)


Wären nicht die bunten Werbeschilder, würde es am Piaţa Victoriei noch trostloser aussehen.


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