OSTEUROPAtour 2005
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Tag08 Olomouc-Krakow
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DER HOSTEL-FEHLGRIFF

Gute fünf Minuten sind es in Olomouc vom Wohnheim zu Fuß zum Bahnhof. In kleinen Tante-Emma-Läden decken wir uns unterwegsmit Proviant für die Fahrt nach Kraków ein. Christoph schmeißt noch eine Karte für seine Oma, schon sitzen wir wenig später im Os (Regionalbahn) nach Přerov.

In der Industriestadt
Přerov läuft uns am Bahnhof ein junger Soldat voll ausgerüstet mit Maschinengewehr und allem drum und dran über den Weg - und er sieht nicht danach aus, als ob er im Dienst wäre, sondern eher nach Hause fahren würde. Hatten wir so eine ähnliche Szene nicht vor einer Woche auch im Zug von Cheb nach Karlovy Vary? Wie auch immer, im Bahnhof machen wir uns nur eben schlau, ob man eigentlich einen Zuschlag für den EuroCity bezahlen muss, aber offenbar nicht, wenn man über die Grenze fährt. Auch gut. Dann kostet die Strecke Olomouc-Kraków mit Junior Pass etwa 13,30€.

Bei dem Zug, der vom Wiener Südbahnhof kommt, handelt es sich um einen polnischen InterCity mit zwei Wagen der ÖBB. In einem davon befinden sich unsere reservierten Plätze. Wir sitzen mit einer Mutter und ihrer Tochter sowie den Großeltern (oder doch ein fremdes älteres Ehepaar) im Abteil, die alle nach Kraków fahren und die meiste Zeit über Polnisch sprechen, weil die vermeintlichen Großeltern kein Deutsch können. Leider kann man die Fenster in dem ÖBB-Wagen nicht öffnen und die Klimaanlage ist heute einfach überfordert. Folglich wird es ziemlich heiß und stickig und alle sind nur am Ächzen, Stöhnen und Schwitzen. Der angenehmste Ort ist noch das Klo - weil man dort das Fenster wenigstens etwas öffnen kann. Einziger Vorteil des Wagens noch: Er läuft enorm viel ruhiger als z.B. die der ČD zum Vergleich. An der Grenzkontrolle werden übrigens einige Amerikaner(?) von der Grenzpolizei aus dem Zug verwiesen, weshalb auch immer. Ihnen wird wohl nur gesagt, dass sie den nächsten Zug nehmen sollen. Etwa keine Reservierung? Die ist nämlich auf polnischer Seite verpflichtend. Kurz nach Oświęcim besucht uns eine junge Frau vom Krakauer Touristenbüro, die sehr gut Englisch spricht und die man alles über die Stadt ausfragen kann. Wir erkundigen uns bei ihr wegen Zimmerpreisen und was im Sommer so angeboten wird. Netter Service.

Kaum in Kraków Głowny ausgestiegen, erwarten uns dort schone viele Studenten mit gelben T-Shirts und hostel.info-Logo, die uns gleich mal zwei Hostels zur Auswahl anbieten: Cadillac Hostel Przemyska und das Dizzy Daisy, wobei letzteres auch vom Lonely Planet recommended wird. Hätten wir doch nur darauf gehört...

Aber der Reihe nach. Zunächst einmal bringt uns ein gratis Shuttle-Bus zum Hostel - sehr löblich. Am Empfang sitzt ein Student, der extrem gut Englisch spricht und uns auch später bezahlen lässt, weil wir ja noch keinen einzigen Złoty haben. Das große Free-Internet-Angebot aus dem Fly beschränkt sich leider auf einen einzigen Computer. Und das Zimmer - naja. Mit abgeschlossenem Klavier, nur einem Waschbecken und statt dessen Massenduschen und -WC, insgesamt etwas angestaubt wirkenden Möbeln, Abfalltüten auf dem Flur... Dafür, dass es von September bis Juni ein Studentenwohnheim ist, ist es auf jeden Fall eines der schlechteren. Es gibt zwei Toiletten und 4 Duschen pro Etage, die zwar wohl auch täglich gereinigt werden, aber wohl auch nur nach dem Minimalprinzip. Richtig eklig find ich's jetzt zwar auch nicht, aber dafür, dass es bisher die teuerste Unterkunft (etwa 80Zł (=20€ pro Person) ist, stimmt die gebotene Leistung auf jeden Fall nicht.

Jetzt aber zu Kraków selbst. Zu Fuß sind es vielleicht maximal 15 Minuten bis um Hauptplatz (Rynek Głowny), noch weniger zum Wawelberg und wir wohnen praktisch fast im Kazimierz-Viertel. Wegen der Lage haben wir uns ja auch dafür entscheiden. Nach dem touristisch etwas beschaulichen Olomouc sind hier wieder richtige Massen unterwegs, die den riesigen Platz, auf dem gerade eine Bühne mit Folkmusikgruppen aufgebaut ist, gut bevölkern. Gut, dass die Tuchhalle den Platz noch mal halbiert, denn er ist wirklich riesig. Im Gegensatz zu Tschechien gibt es hier wieder jede Menge Dönerstände, an denen der Döner jeweils 6-7Zł kostet, aber doch etwas anders als daheim schmeckt. Wir werfen einen Blick in die große, bunte, reich verzierte Marienkirche und auch in ein paar andere Kirchen, in denen aber mit Ausnahme von einer kleinen, alten, mit lauter Barockzeugs zugestellten Kirche überall gerade gerade geheiratet wird.

Plötzlich hat Christoph die Idee, in die UNESCO-geschützte Salzmine von Wieliczka zu fahren. Bis um 18 Uhr gibt es auch jede halbe Stunde eine englische Führung - warum also nicht. Durch das Andreastor hindurch, fragen wir bei der Touristeninfo gleich mal nach. Sie verkauft uns auch sofort die reduced tickets für 45Zł und zeigt uns auf einer Karte, wo die Minibusse dorthin abfahren - bei der Zentralpost. Also gut, nichts wie hin Unterwegs kommt uns, dass laut Lonely Planet ein normales Ticket doch nur 34Zł hätte kosten dürfen. Aber die Frau hat gesagt, es wäre derselbe Preis wie im Bergwerk. Wir werden ja sehen, ob man uns verarscht hat. Im Übrigen wird mir erst jetzt klar, dass 45Zł ja gute 10€ sind - ganz schön teuer.

Mit einem dieser Sprinter-Minibusse kommen wir je 2,50Zł nach Wieliczka, wobei Christoph zuerst gar nicht glauben will, dass das die Busse sein sollen, von denen die Frau geredet hat. Er würde vielleicht heute noch an der Haltestelle stehen und auf einen "richtigen" Bus warten. Nachdem wir das Prinzip verstanden haben, springen wir sofort in den nächsten Bus, der ein Schild mit Wieliczka drinnen hängen hat. Die Fahrt dauert vielleicht 20 Minuten durch die Außenbezirke von Kraków. 

In der Mine selbst stellen wir erst mal fest: Für eine Tour in der ausländischen Sprache bezahlt man wirklich 45Zł. Ziemlich teuer und ein kleines bisschen unverschämt. Eine Fotoerlaubnis für 10Zł wollen wir da nicht auch noch kaufen, zumal das in der Regel sowieso niemand kontrolliert. Zunächst geht die Tour etliche Treppen hinab, bevor wir in den ersten Räumen landen. Zuerst kommen ein paar Figurenszenen, in denen Legenden und Arbeitsweise der Bergleute gezeigt werden, darunter auch Statuen, deren sozialistischer Ursprung schon allein an der Form der Gestalt unverkennbar ist. Mit der Zeit kommen jedoch immer mehr beeindruckende Räume, darunter unterirdische Salzseen oder - das Highlight - eine gigantische Halle, die zu einer Kirche komplett aus Salz und Stein ausgestattet worden ist. Hier wird man übrigens noch mal an die Fotolizenz erinnert, falls man sie nun doch noch erwerben möchte. Die Tour ist ganz nett gemacht und zielt schon auch sehr auf Unterhaltung. Zum Schluss gibt es noch unterirdische Souvenirshops und ein Restaurant bevor der Fahrstuhl an die Tagesoberfläche folgt. Touristisch ist das Bergwerk auf jeden Fall optimal ausgebaut.

Für die Rückfahrt wollen wir eine Haltestelle dieser Minibusse hier in der Nähe suchen. Kaum stehen wir jedoch auf der anderen Straßenseite in Richtung Kraków, hält der nächste Minibus auch sofort an und nimmt uns mit. Sehr praktisch. Christoph ist übrigens von dem Bergwerk deutlich begeisterter als ich. Wer also ein bisschen Zeit in Kraków hat, sollte hier ruhig mal vorbeischauen, zumal ab nächstem Jahr noch eine aufregende Bootsfahrt über einen Salzsee hinzukommt. 

Zurück auf dem Hauptplatz klappern wir mal die Speisekarten der Lokale dort ab. Nachdem es neben dem Blitzen und dem Donnern auch noch zu regnen anfängt, entscheiden wir uns sofort für die Pizzeria Carpe Diem, denn da gibt's richtig gut aussehende Pizzen ab 8,50Zł (gescheit belegte eher so um die 13-16Zł). Wegen dem Regen, der danach kurze Zeit richtig heftig wird, nehmen wir einen Tisch drinnen. Bloß ist es da noch so richtig schwül von heute Mittag, dass ich beim Essen richtig merke, wie mir überall der Schweiß herunter läuft. Am Nebentisch sitzen zwei französische Pärchen. Schauen sie uns an, weil sie etwas von unserem Geschwätz verstehen oder interessiert sie viel mehr der Blick aus dem Fenster? Sobald wir fertig sind, bezahlen wir auch sofort und genießen die frische Luft bei einem kurzen Gang über den Platz und ein paar Seitenstraßen, die aber recht schnell wie leer gefegt wirken.

Auf der Straße zu unserem Hostel verkehren schon noch ein paar Leute. Darunter auch ein Mann mit seinem Hund, an dem wir vorbeigehen möchten, der aber auf einmal total das Bellen und Kläffen anfängt. Zum Glück war der an der Leine, ein kleiner Schock ist das aber trotzdem. Dabei hab ich ihm doch nur aus Versehen einen kurzen Augenblick in die Augen gesehen. Leider verstärkt es mal wieder meine Angst vor Hunden deutlich und die Gelassenheit der ersten Tage ist mal wieder dahin.

Zurück auf dem Zimmer beschließen wir, noch Wäsche zu waschen, denn immerhin haben wir jetzt mal die Gelegenheit, da wir die nächste Nacht ja auch noch hier sind. Hinzu kommt, dass es auch noch Free Laundry hier gibt. Für 5Zł kaufen wir an der Rezeption Waschmittel und nachdem wir im ersten Stock die Duschen mit den Waschmaschinen gefunden haben, füllen wir Klamotten und Waschmittel rein. Doch als wir sie starten wollen, passiert rein gar nicht. Christoph lässt sich ein paar Begriffe vom Drehrädchen an der Rezeption übersetzen, was aber auch nichts nützt. Also Wäsche wieder raus (schon etwas nass, weil noch Wasser in der Trommel steht - aha), Waschmittel wieder rausgeschaufelt. Auf der nächsten Etage ist eine 'out of order' und eine gerade besetzt, im dritten Stock sieht keine danach aus, als ob sie überhaupt funktionieren könnte, aber im 4. Stock dann doch. Sie sieht recht neu aus, also Wäsche und Waschmittel rein, gestartet - und weshalb auch immer, es läuft einfach kein Wasser zu. So eine Scheiße! Leicht genervt ist noch gar kein Ausdruck. Zwei Amerikaner gesellen sich zu uns, weil sie schon seit halb acht am Trocknen sind, aber die Wäsche einfach nicht trocken wird (wir haben schon fast 11 jetzt). Auch sie sind ziemlich angepisst und schnappen sich ihre nassen Sachen und verschwinden. Wir wollen jetzt auch per Hand waschen, doch nun geht die Tür der Waschmaschine nicht auf. Ach übrigens: Wegen dem Gewitter funktioniert das Internet im Haus jetzt auch nicht mehr, da wir mal die Chance des Free Internet nutzen wollten, um E-Mails zu checken, vor allem Christophs Studienkolleginnen aus Bukarest und Plovdiv. Ich schicke also Christoph die 'Rezeptionistin' holen, die zu uns auch nur meint, dass sei selbst noch nie eine Waschmaschine bedient hat (Mama macht das immer) und wir die Maschine halt zerstören müssen, wenn's nicht anders gut. Mit aller Gewalt reiße ich an der Tür herum - und siehe da, sie geht auf.

Da die Wäsche jetzt eh schon halb nass ist, beschließen wir zu Handwäsche mit rai in der Tube auf unserem Zimmer zurückzugreifen, wobei uns fast das Waschbecken von der Wand fällt. Total entnervt spannen wir noch eine Leine quer durch das Eingangszimmer von Schrank zu Schrank, hängen die noch manchmal tropfende Wäsche auf und hauen uns ins Bett. Geschafft.


FAHRTENBUCH

abfahrt start ziel dauer km typ preis
8.30 Olomouc Přerov 0h23 22 Os 406Kč
+30Kč
[R]
9.18 Přerov Kraków Gł 3h48 228 EC
  Olomouc Kraków Gł 4h11 250   436Kč
Os=osobní vlak, entspricht der RegionalBahn bei uns.
[R]=Sitzplatzreservierung, weil sie für Polen im EC verpflichtend sein sollen.

Der Bahnhof von Olomouc mit dem geflügelten Rad auf dem Dach.















































Er ist riesig und sehr schattenarm, der Hauptplatz von Kraków.


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