OSTEUROPAtour 2005
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Tag16 Eger-Budapest
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EINFACH NUR RIESIG

Manche Leute gehen um diese Zeit erst ins Bett, wir stehen allerdings bereits wieder auf. Es ist gegen 5 Uhr morgens hier in Eger. Der erste Weg führt mich zu den Männerduschen ein Stockwerk tiefer. Das Wasser ist schön heiß.

Noch weit vor sieben verlassen wir unser Zimmer und laufen durch den Érsekkert (den Erzbischöflichen Garten) über die Ady Endre utca zum Bahnhof. Schnell die Studentenfahrscheine gekauft und nach wenigen Minuten steht unser Zug bereit nach Füzesabony. Am Bahnsteig sehen wir zwei bekannte Gesichter wieder. Zwar hatten bis dahin nicht mit ihnen geredet, aber das ist doch das Pärchen aus Norwegen, das bei uns im Zug von Kraków in die Slowakei saß! Zufälle gibt's!

In Füzesabony steigen die beiden auch in den Zug nach Budapest und wir setzen uns einfach mal zu ihnen ins Abteil, wo wir auch recht bald ins Gespräch kommen. Sie ist Medizinstudentin, er Krankenpfleger, sie kommen aus dem Norden Norwegens, entweder Tromsø oder Narvik und sind mit dem Interrail-Ticket unterwegs, weil sich das für sie wohl fast schon nur wegen der Bahnfahrt in Skandinavien bis zur Fähre nach Polen lohnt. Die letzten Tage waren sie in Debrecen und davor im Slowakischen Paradies, was wir wegen dem Regen leider auslassen mussten, von dem sie sehr schwärmen und uns damit auch ein Stückchen neidisch machen. 

Die Fahrt vergeht recht schnell. Irgendwann taucht eine junge Helferin des Touristenbüros auf, die uns über günstige Übernachtungsmöglichkeiten in Budapest aufklärt und uns auf Nachfragen auch sagt, ob das Wohnheim "nice" ist oder nicht. Wir überlegen eine Weile, entschließend uns letztendlich aber alle vier für das 'Hostel Schönherz', das wir dann auch gleich bei der Frau reservieren können. Super Service!

Nicht ganz so super ist dann allerdings der Service am Budapester Keleti-Bahnhof. Da Sonntag ist, haben sie nicht so viele Shuttle-Busse zu den Hostels, was zur Folge hat, dass wir etwa eine Stunde bloß mit Warten am Bahnhof verbringen. Immerhin setzt sich unsere "Betreuerin" dann heftig dafür ein, dass wir endlich auch mal weggefahren werden. Zwischendurch war ich noch kurz am Internationalen Schalter, um die Fahrkarten nach Timişoara zu kaufen, doch war die Schlange etwas zu lang, vor allem, weil wir ja nicht wussten, wann wir genau endlich zum Hostel gefahren werden. Wenigstens haben wir uns die Zeit mit dem norwegischen Pärchen sehr nett vertrieben und mal wieder so einiges gelernt.

Nach dem Häusermeer bekommen wir endlich die Donau zu Gesicht. Echt riesig. In der Ferne sieht man sogar schon den Burgberg. Es dauert nicht mehr lange, bis wir unser riesiges Hostel, das eigentlich ein Studentenwohnheim ist, erreichen. An der Rezeption stehen drei Mädels und um sie herum etliche Backpacker, die alle ein Zimmer wollen. Es herrscht Hektik und Stress durch und durch. Eine Nacht kostet pro Person im Doppelzimmer übrigens 3500Ft. Unser Zimmer 1102 ist noch nicht fertig, darum bringen wir unsere Rucksäcke in den Luggage Room, bieten den Norwegern an, heute Abend mal mit unserem Fässchen Wein bei ihnen vorbeizuschauen und machen uns auf in die Stadt.

Zu Fuß geht's einmal quer durch das Viertel bis zum Hotel Gellért. Die erste Erkenntnis: Budapest ist verdammt groß. Allein dieser Weg eben war schon mehr als ein Kilometer - oder ein 10-minutes-walk, wie es der Lonely Planet nennen würde. Das hört sich eigentlich nicht schlimm an, aber wir sind ja jetzt auch gerade erst am Rande des doch recht großen touristisch besonders interessanten Gebiets der Stadt.

Direkt neben dem Hotel Gellért führt ein Weg den Gellért-Berg hinauf zur Freiheitsstatue und zur Zitadelle. Ein bisschen Hunger und Durst haben wir ja schon. Aber wir wagen den Aufstieg - unwissend, dass sich der Weg und die Treppen ganz ordentlich den Berg hinaufschlängeln. Als Belohnung gibt's dafür aber einen ersten tollen Blick auf die Stadt. In die Zitadelle will man uns leider nur für Geld lassen - also lassen wir's bleiben. Der Abstieg auf der anderen Seite ist viel entspannender, auch wenn der Weg auch nicht viel kürzer ist. Aber immerhin bergab. Unten landen wir vor einem interessanten Wasserfall, von dem ich nicht genau sagen, ob er künstlich angelegt wurde oder sogar echt ist.

Kaum den Gellért-Berg hinunter, machen wir uns auch gleich schon wieder den Burgberg hinauf, auch wenn der Weg von hinten etwas verwirrend ist, denn man muss über den Ausgang des Budapester Geschichtsmuseum durch das Foyer und landet so erst im Hof des Königlichen Palastes. Bis wir das herausgefunden haben, vergeht auch eine kleine Weile, doch sind dann wirklich begeistert. Es ist ordentlich was los hier oben.

Hinter dem Palast fängt dann so eine Art Altstadt an oder die Stadt innerhalb der Burgmauern - auf jeden Fall macht Christoph ziemlich große Augen, als er erkennt, wie groß das allein alles hier oben ist. Kurz vor der Fischerbastei finden wir auch einen kleinen Supermarkt, in dem wir uns mit Getränken und Waffeln eindecken, weil irgendwas muss jetzt gleich gegessen werden, bevor wir in die Matthiaskirche gehen. Die Kirche kostet zwar ein Eintritt (mit ISIC für uns billiger), lohnt sich meiner Meinung nach aber schon - und jede Menge anderer Touristen wohl auch. Christoph gefällt sie allerdings nicht. Viel zu bunt ausgemalt. An der linken Seite steht eine Schlange vor einem abgesperrten Zugang, an dem immer nur ein paar Leute gleichzeitig hereingelassen werden. Wir haben keine Ahnung, was uns dort erwartet, aber wir stellen uns auch einfach mal an. Kurze Zeit später landen wir bei einer Ausstellung, die sich vor allem mit der Legende und der Echtheit der ungarischen Krone befasst, die übrigens auch im Staatswappen abgebildet ist. Sie fällt vor allem durch das abgeknickte Kreuz auf ihrer Spitze auf. Neuesten Forschungen zufolge soll sie übrigens wirklich echt sein. Aber es wird bestimmt wieder Forscher geben, die genau das Gegenteil beweisen wollen... Interessant ist das auf jeden Fall. Ein paar Reliquien und moderne christliche Kunst gibt es noch zu bestaunen, das war's dann auch.

Direkt neben der Matthiaskirche befindet sich die berühmte Fischerbastei, die man für etwa 50 Cent auch besteigen darf. Uns genügt aber auch die Aussicht von unten. In der Fischerbastei machen wir eine kleine Waffelpause und sehen einen Holländer wieder, der wohl wegen dem Sziget Festival da ist, das in drei Tagen anfängt, uns schon an der Zitadelle aufgefallen ist und nun zwei Kerle als Begleitung gefunden hat. Neben der Fischerbastei befindet sich im Innenhof des Hilton noch eine Kirchenruine, in der wir einer etwas leicht angenervten sächsischen(?) Familie begegnen.

Wir laufen noch etwas auf dem Burgberg herum, landen am Magdalenenturm, sehen die deutsche Botschaft, finden nur für uns etwas zu teure Restaurants und beschließen, zum Subway zu dackeln, der auf unserem Stadtplan sehr schön eingezeichnet und gar nicht weit ist. 

Unten angekommen, lautet die erste Feststellung: der Subway ist wohl in dem riesigen Einkaufszentrum, das sich 'Mammut' (siehe
http://www.mammut.hu) nennt. Nur ist der im 'Mammut I' oder im 'Mammut II'? Das zweite sieht größer aus, als gehen wir da spontan erst einmal rein - und müssen dann leider doch ins 'Mammut I'. Dort befindet sich dann ganz oben der Subway, an dem auch einiges los ist. Vor uns sich Amerikaner in der Reihe. Als wir zu der jungen Frau (bestimmt nicht älter als wir) an der Kasse kommen, sollen wir sogar Deutsch mit ihr reden, weil sie das viel besser kann als Englisch und sie regt sich bei uns etwas darüber auf, dass es immer alle für selbstverständlich halten, dass sie Englisch kann. In der kurzen Zeit an der Kasse erfahren wir auch noch, dass sie als Au-Pair ein Jahr in Deutschland gearbeitet hat und sie macht wirklich einen sehr sympathischen Eindruck. Leider, so erklärt sie uns, bekommen wir diesmal keine Aufkleber für unsere SubClub-Karte, denn es läuft gerade "Kauf 2 halbe Sandwiches zum Preis von einem"-Aktion, von der wir leider erst durch sie an der Kasse erfahren haben, sonst hätten wir das Angebot natürlich sofort genutzt. So ein Pech.

Entlang einer stark befahrenen Straße gehen wir zur Margitsbrücke, um wieder nach Pest zu gelangen. Allein der Weg über die Donau zieht sich wie ein Kaugummi in die Länge und hört und hört einfach nicht auf. Bei der Entscheidung, ob wir zuerst zum Nyugati-Bahnhof oder zum Parlament laufen, siegt der Nyugati-Bahnhof, denn wir brauchen ja noch die Tickets für morgen nach Rumänien einschließlich einer Sitzplatzreservierung.

Am Nyugati-Bahnhof ist viel weniger los als am Keleti. Allerdings fahren von hier auch praktisch keine Züge ins Ausland. Entsprechend leer ist es auch am Internationalen Schalter. An einem Schalter lassen sich gerade zwei englischsprachige Mädels alles haargenau erklären, am anderen kommen wir gleich an die Reihe. Das Ticket und die Sitzplatzreservierung nach
Timişoara sind kein Problem, nur leider nicht ganz billig. 13872Ft für zwei Personen plus 1530Ft für zwei Sitzplätze. Sind umgerechnet etwa 30€ für jeden. Immerhin bekommen wir dafür auch einen InterCity. Wer übrigens einen wirklich chic gemachten McDonald's sehen möchte, der sollte auch mal am Nyugati-Bahnhof vorbeischauen!

Wir näheren uns dem Parlament und die Straßen werden immer unbelebter. Okay, es ist Sonntag und die Politiker machen wahrscheinlich auch gerade Sommerferien. Trotzdem ist der Weg zu dem eindrucksvollen Parlament ziemlich einsam. Die Straßenzüge erinnern mich an eine andere große europäische Stadt. Ich würde zu Paris tendieren, obwohl es London bestimmt auch sein könnte. Wahrscheinlich aber doch eher Paris.

Vor dem Parlament ist eine große Leinwand aufgebaut, etliche Stuhlreihen davor, ein paar Stände... Wir nutzen die Gelegenheit für eine Pause und entspannen mit der Musik und den Bildern von der Leinwand. Die Füße sind nämlich schon ziemlich platt. Ich will lieber gar nicht wissen, wie viele Kilometer wir heute schon bewältigt haben - und die beiden Berge nicht zu vergessen!

Beim Parlament ein Stück um die Ecke gelangt man zum Szabadság tér, der von monumentalen Gebäuden wie der Nationalbank umrahmt wird. In dessen Mitte befindet sich etwas abgeriegelt das Denkmal für die Sowjetarmee. Nicht weit von hier kommen wir nun zum letzten Punkt unseres heutigen Kulturprogramms in Budapest, der Szent István Bazilika. Neorenaissance, frisch renoviert, etwas düster und ziemlich groß - okay, es ist ja auch Budapests größte Kirche.

Am Vörösmarty tér kaufe ich zwei Postkarten und kann praktischerweise auch noch zwei Briefmarken haben. Hier beginnt die Váci utca, angeblich Budapests schönste Shoppingmeile. Es ist allerdings schon früher Abend und nicht mehr alle Geschäfte haben offen. Leute sind trotzdem noch genug unterwegs. Leider hat der Markt am Ende der Fußgängerzone schon zu, sonst hätten wir uns dort mal nach etwas zum Abendessen umgesehen. 

So werfen wir mal einen Blick in die Ráday utca, in der es jede Menge Lokale und Cafés gibt und auch jede Menge Menschen, die dort nach etwas Essbarem suchen - einschließlich uns. Aber meistens ist es uns doch ein bisschen zu teuer. Also die Preise sind normal, noch nicht westeuropäischer Standard, aber im Vergleich zu dem, was wir sonst bisher meistens gewöhnt waren halt doch schon ganz ordentlich. Ein Chinese schwatzt uns auf der Straße an. Wir werfen einen Blick auf die Karte. Christoph will nicht so recht, erklärt sich dann allerdings doch damit einverstanden, da mal reinzuschauen. Leider schauen die dann doch ziemlich dumm drein, als wir nichts großes essen möchten, sondern uns mit Kleinigkeiten zufrieden geben - zumal beim Chinesen auch schon manche Vorspeise gut satt macht. So bleibt es bei gebratenen Nudeln für mich und einer Frühlingsrolle für Christoph - allerdings schmeckt das weder besonders gut, noch sieht es besonders frisch aus. Einfach aufgewärmt aus der SB-Theke. Na super. 

Auf dem Rückweg suchen wir noch kurz die deutschsprachige Universität, bevor wir uns zu Fuß auf den Weg zu unserem Zimmer machen. Die Norweger sind leider noch nicht da. Also trinken wir keinen Wein mehr mit ihnen. Schade. Dafür versuche ich eine Karte an meine zukünftige Mitbewohnerin zu schreiben, doch als ich nach den ersten Sätzen die Briefmarke aufkleben will, klappt das nicht. Die Marke ist wohl zu alt - oder zumindest der Klebstoff auf der Rückseite. Toll. Enttäuscht packe ich die Karte wieder ein und lege mich schlafen. Morgen geht's raus aus der EU!

FAHRTENBUCH

abfahrt start ziel dauer km typ preis
7.15 Eger  Füzesabony 0h17 17 R 499Ft
7.45 Füzesabony Budapest Keleti 1h37 125 D
  Eger Budapest 1h54 142   499Ft
R=Regionalbahn
D=normaler Schnellzug (Bezeichnungen laut bahn.de)


Die riesige Donau teilt Buda und Pest, auch wenn es von oben gar nicht sooo weit aussieht.


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