AB IN DEN SÜDEN (BÖHMENS)!
Früh geht's raus, kurz nach
5, geduscht, gepackt, Schlüssel abgegeben, und Abmarsch zum Bahnhof.
Die Tickets haben wir gestern Abend noch schnell gekauft, als wir aus
Kutná Hora gekommen sind, und können also gleich einsteigen.
Im Zug ist schon ein bisschen was los, auch wenn es noch ne gute
Viertelstunde bis zur Abfahrt ist. Die Fahrt ist nicht übermäßig
spektakulär und mit etwas Verspätung kommen wi rum kurz nach 10 in České
Budějovice an.
Direkt am Bahnhof gibt es ein kleines Touristenbüro, das uns auch bei
der Zimmersuche behilflich sein kann. Wir bekommen einen Ordner mit
allen Angeboten und dürfen dann aussuchen, wo es der freundliche Mann
probieren soll. Nachdem bei der ersten Pension niemand ans Telefon geht,
suchen wir uns das EDUCO-Hostel aus. Es ist offenbar das Wohnheim einer
Privatschule und ziemlich nah am Bahnhof ebenso wie auch in Richtung
Hauptplatz gelegen. Die Sekretärin (oder doch Direktorin? - Wer
weiß...) spricht fast kein Englisch, aber es klappt alles ohne
Probleme. Wir kriegen zwei Betten in einem 4-Bett-Zimmer für zusammen
600Kč. Mal sehen, ob
da noch Leute später kommen.
Jetzt gehen wir erstmal schnell einkaufen (Mittagessen: Brötchen mit
Käse und Leberkäse), werfen einen Blick in die absolut barocke
Nikolauskathedrale, bestaunen den herrlichen, quadratischen Hauptplatz
mit Samsonbrunnen und Rathaus und laufen schließlich nach einem kleinen
Schlenker zum Dominikanerkloster zurück zum Bahnhof, denn wir wollen
mit der nächsten Bahn um Viertel nach 12 nach Český
Krumlov.
Bei dem Zug handelt es sich um drei aneinander gehängte Schienenbusse,
die bei der Fahrt durch die hügelige Landschaft eine ganze Weile
brauchen. Immerhin schaffen wir es alle Berge hinauf, wenn auch nur im
Schneckentempo. Interessant ist allerdings, dass in den ganzen kleinen
Ortschaften überall an der Strecke haufenweise neue Häuser wie bei uns
in den Neubaugebieten auch errichtet worden sind bzw. werden. Nach der
halben Strecke müssen wir auf den Zug aus der anderen Richtung warten -
fast ne halbe Stunde, weil der ordentlich Verspätung hat. Würde nicht
gelegentlich mal ein starker Wind durch das Bähnchen blasen, es wäre
unerträglich.
Gemeinsam mit etlichen anderen Touristen verlassen wir die Bahn in Český
Krumlov. Mit dem Bus fahren wir runter zur Spičak-Haltestelle.
Der Blick allein von hier aus auf die Burg verspricht viel. Ein erster
Gang durch die Altstadt sogar noch mehr. Und als wir in der Burg stehen,
fühlt man sich gleich irgendwo mitten in Südeuropa. Italien
vielleicht? Wir entscheiden uns im Boxoffice für die Tour A mit
englischem Guide (gibt's aber auch auf deutsch, weil viele Reisegruppen
aus Deutschland & Österreich zugegen sind).
Da wir noch Zeit haben, bis unsere Tour beginnt, schauen wir uns die
restliche Burganlage samt Garten noch an. Von der Brücke, die zum
Divadlo (=Theater) und dem Garten führt, hat man auch eine tolle
Aussicht auf die Stadt und auf den Fluss, der mehrere Staustufen
besitzt, die aber alle über Abfahrten für Kanus etc. verfügen. Mit
seinem Kanu man sich dann dort durch wagen - was auch ziemlich viele
Leute tun. Sieht ziemlich cool und lustig aus. Uns würde das ja schon
auch reizen, aber leider haben wir keine Badesachen dabei und nass wird
man dabei garantiert: Schade. :-( Aber vielleicht kann man ja auch mal
so für ne Kanutour nach Tschechien fahren? Weil allein auch die Kulisse
hier ist echt fantastisch!
Doch zurück zur Tour in die Burg. Wer's nicht wusste (wir bis dahin
auch nicht): Nach der Prager Burg ist das hier die zweitgrößte Burg
Tschechiens! Oder doch nur Böhmens? Ein versuchtes Einschmuggeln bei
der deutschen Tour zehn Minuten vor unserer ist übrigens
fehlgeschlagen, was ich allerdings in Anbetracht der daran teilnehmenden
stressenden Rentnerausflugsgruppe nicht als schlimm erachte. Unsere
Führerin sieht noch ziemlich jung aus, ihr Englisch ist noch gerade bei
der Aussprache verbesserungswürdig und es klingt teilweise auch etwas
monoton - aber wir verstehen sie schon ganz gut und finden es von der
Länge auch genau richtig. Einige native speaker haben sich etwas über
sie lustig gemacht und scherzhaft gemeint, dass sie einen Dolmetscher
für den Guide bräuchten. Naja, so schlimm war's wirklich nicht -
vielleicht auch, weil sie so manche Fehler machte, die man als Deutscher
sehr gut nachvollziehen konnte. ;-) Das Highlight der Tour A ist der
Maskensaal, dessen ganze Wände mit Figuren und Gegenständen bemalt
sind, um bei Festen abends eine perfekte Illusion zu schaffen.
Nach der Tour geht's endlich richtig in die Altstadt. Erst jetzt nehmen
wir die phänomenale Lage der Burg so richtig wahr. Das Städtchen ist
durchwegs auf Touristen eingestellt, die Atmosphäre unglaublich schön
und gemütlich und neben Prag auf jeden Fall die schönste Station auf
unserer bisherigen Tour. Für einige Eindrücke empfehle ich einfach mal
den Blick auf die Fotos, denn Worte können das gar nicht richtig
beschreiben.
Als wir wieder zurück zum Bahnhof wollen, kommt der Bus leider mit ein
paar Minuten Verspätung. An sich nicht weiter schlimm, sollte nur der
Zug nicht sechs Minuten nach der fahrplanmäßigen Ankunft des Busses am
Bahnhof abfahren. Einige andere Leute, darunter einige Einheimische,
werden auch schon ziemlich nervös. Um die Spannung zu zerstören: Wir
haben Glück. Der Zug muss mal wieder auf den aus der Gegenrichtung
warten, sodass wir so wie gedacht wieder zurück nach České Budějovice
kommen - diesmal sogar mit einem "richtigen" Zug. ;-)
In České
Budějovice haben die Läden in der Fußgängerzone
schon dicht, als wir kurz nach sieben dort eintreffen. Wir laufen also
direkt durch und begutachten die Restauraces am Platz, doch keines weiß
so wirklich mich zu 100% zu überzeugen. Nach ein bisschen Suchen finden
wir erstmal einen Laden, indem wir noch was zu trinken kaufen können.
Wenig später treffen wir dann die Pizzeria Regina. Der Restaurant und
die Terrasse sehen gut aus, das Essen auch, Preise sind auch okay (nicht
so wie am Hauptplatz) - gebongt. Auf der Terrasse lassen es wir uns bei
zwei Budvar 12 (auch nicht schlecht - sogar besser als das Pilsner,
oder?) und Spaghetti Tono für den Thunfisch-Vergötterer Christoph bzw.
Hühnchenlasagne (auch mal ne interessante Idee) gut gehen und bezahlen
dafür insgesamt nur gut 7€. Zwei Deutsche am Nachbartisch (zumindest
einer von beiden) haben sich auf die günstigen Preise gleich mal ne
Zigarre gegönnt.
Langsam wird es dunkel, ziehen noch ein bisschen durch die Stadt und
entdecken ein riesiges Freiluftkino, in dem gerade Star Wars Episode III
anfängt. Allerdings auf Tschechisch. Also ziehen wir weiter, machen
einen kleinen Umweg über das Divadlo und landen letztendlich wieder am
beleuchteten Samsonbrunnen, wo wir uns ein bisschen ausruhen und
versuchen, scharfe Fotos bei Nacht zu machen - ohne Stativ ja nicht so
einfach. Irgendwann sind wir heim ins Bett. Es ist niemand mehr auf
unser Zimmer gekommen. So wird es eine angenehme Nacht nach der eher
kurzen gestern.
FAHRTENBUCH |
abfahrt |
start |
ziel |
dauer |
km |
typ |
preis |
7.23 |
Praha hl.n. |
České
Budějovice |
2h35 |
169 |
R |
88Kč |
12.16 |
České
Budějovice |
Český
Krumlov |
1h00 |
31 |
Os |
44Kč |
18.04 |
Český
Krumlov |
České
Budějovice |
0h45 |
31 |
R |
 |
|
Praha hl.n. |
České
Budějovice |
4h20 |
231 |
|
132Kč |
 |
R=Rychlík,
ein einfacher Schnellzug, entspricht etwa dem RE bei uns.
Os=osobní vlak, entspricht der RegionalBahn bei uns.
Die Angaben bezüglich der Dauer der Fahrten stammen aus dem
Kursbuch und stimmen nicht unbedingt mit der realen Fahrzeit
überein. Da ich jedoch keine Lust hatte, mir penibel jede
Verspätung aufzuschreiben, sei hier einfach mal die Zeit
erwähnt, die wir normalerweise im Zug hätten sitzen sollen.
Das trifft übrigens auf die Fahrtenbücher zu allen Tagen zu. |
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Sonne soweit das Auge reicht - und kein
Schattenspender auf dem Nám. Přemysla Otakara II.
weitere Bilder aus České Budějovice


Malerisch, idyllisch, wunderschön,
unbeschreiblich: Český Krumlov!
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Wir genießen den lauen Sommerabend am
Samsonbrunnen von
České Budějovice.
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