OSTEUROPAtour 2005
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Tag07 Brno-Olomouc
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WOHNHEIME, PALAČINKY UND HUNDE

Heute Morgen stehen zwei Punkte hier in Brno auf dem Programm: die Burg Špilberk und die Augustinerabtei mit dem Mendelmusuem, der hier mit seinen Erbsen rumgezüchtet hat.

Frühs um neun, als wir den kleinen Burgberg erklommen haben, ist es schon ziemlich sonnig, dunstig und drückend warm. Ein Englisch sprechendes Pärchen ist so früh noch mit uns hie oben. In der Burg selbst ist noch nicht viel los. Im Brno City Museum werden sogar extra die Lichter in den Räumen für uns eingeschaltet. Neben der Geschichte Brnos und der Burg sowie einigen Gemälden gibt es noch eine sehr interessante Ausstellung über moderne Architektur vor allem rund um die 30er Jahre. Aber alle dort sind sehr freundlich zu uns. Der Aussichtsturm - naja - bringt's jetzt nicht so wirklich. Etwas interessanter ist da schon ein Gang durch die Kasematten, die unter den Habsburgern als Gefängnis dienten. Im Vergleich zu draußen ist es hier verdammt kühl - aber noch angenehm kühl - und das ohne Klimaanlage! Leider ist der Schock beim Gang ans Tageslicht umso gewaltiger. Ich warte ja noch drauf, dass es wie in Amerika auch bei uns endlich geschlossene Kühlketten gibt, damit man nie wieder in die Hitze muss. ;-) (Nein, im Ernst, das muss doch nicht sein, oder?)

Recht schnell gelangen wir zum Mendelmuseum, obwohl wir den Weg einfach mal intuitiv eingeschlagen haben, da kein Stadtplan so weit reicht. Das Mendel Museum of Genetics ist recht schick aufgemacht. Zuerst bekommen wir von einer jungen Frau eine kurze Erklärung zum Garten und zur Person Mendels (ganz privat), bevor auch hier extra für uns die Ausstellung angeschmissen wird. Für Genetikinteressierte durchaus lohnenswert. Christoph hat es jedenfalls sehr gefallen. Es ist fast ein bisschen schade mitanzusehen, dass solche toll aufgezogenen Museen offenbar kaum besucht werden, zumindest hier in Brno.

Auf dem Rückweg, um die Rucksäcke zu holen, wird noch schnell was zu trinken und ein paar Stangen sowie Käse als Mittagessen gekauft (beim Julius Meinl versteht sich), bevor wir bepackt zum Bahnhof dackeln, um nach Olomouc zu fahren. Unweit des Bahnhofs wechsel ich bei der GE Money Bank nochmal ein paar Euros in Kronen, damit wir in Olomouc genug Geld haben, nachdem in der Stadt zuvor die Commerzbank uns eindeutig zu hohe Gebühren verlangt hat.

Dann geht es aber auch schon los. Der Blick aus dem Fenster ist wieder von endlosen Getreidefeldern geprägt, die die Luft allerdings ziemlich staubig wirken lassen.

In Olomouc ist einiges los am Bahnhof. Im ČD-Centrum spricht der Kerl am Internationalen Fahrkartenschalter richtig gut Englisch und wir bekommen unsere Fahrkarten und Reservierungen für den Zug nach Kraków für jeweils etwa 13,30€.

Mit dem Bus X (von dem Christoph nicht glauben wollte, dass wirklich diese "Nummer" trägt, als die Frau im Touristenbüro davon gelabert hat) fahren wir in die Stadt und verlassen an der grauen Kirche den Bus, um zum Oberen Platz zum Touristencentrum im Rathaus zu gelangen. Der Platz mit seiner riesigen Dreifaltigkeitssäule, der realsozialistischen astronomischen Uhr und überhaupt den perfekt herausgeputzten Fassaden wirkt schon fast zu schön, um wahr zu sein. Sie zeigt uns ein Studentenwohnheim auf der Karte, zu dem wir gehen sollen.

Mit der Tram machen wir uns auf den Weg, wenn auch nur zwei Stationen weit. Nach ein bisschen Laufen stehen wir in einer Gegend voller kleiner Wohnblöcke. Im ersten probieren wir es gleich. Das Wohnheim ist voller Leute. Die Frau an der Rezeption spricht leider nur Tschechisch, aber eine nette Polnisch-/Russisch-Studentin dolmetscht für uns auf Englisch. So erfahren wir, dass in letzter Zeit zu viele Leute gekommen wären und dass wir es erstmal woanders versuchen sollen. Interessant ist nur, dass die drei deutschen Punks gestern noch ein Zimmer gekriegt haben, die gerade hereingekommen sind. Naja. Immerhin versichert sie uns, uns auf keinen Fall auf der Straße schlafen zu lassen.

Die nette Dolmetscherin zeigt uns die ganzen anderen Wohnheime - 4 oder 5 Stück, alle hier nebeneinander. Wir probieren es im nächsten Block daneben, der genauso aussieht. Drinnen im Flur stehen alle möglichen Möbel rum. Sieht nicht so aus, als ob man hier gerade übernachten kann. Ein netter Mann bietet uns seine Hilfe an (This looks interesting to you? Okay, let's go!) und begleitet uns in den nächsten Block, wo er sich nach einer Weile verabschiedet, als klar ist, dass wir hier ein Zimmer kriegen - mit unserem Internationalen Studentenausweis für zusammen 360
Kč (ISIC - bringt in Tschechien enorm viel und ist die 10€ voll und ganz wert!) - und die Frau Englisch spricht. So bekommen wir ein Doppelzimmer auf einem Drei-Zimmer-Flur, wobei die anderen beiden Zimmer unbewohnt zu sein scheinen, mit Dusche und Toilette. Vom Standard ist es auf jeden Fall das Wohnheim bisher mit dem schlechtesten Standard (okay, Prag liegt noch weiter hinten, zumindest im sanitären Bereich*g*), obwohl es nach wie vor voll okay ist. 

Mit der Tram fahren wir wieder in die Stadt und laufen erst einmal zur Kathedrale. Eine im Schnitt recht jungen polnischen Reisegruppe ist gerade zugegen, ebenso Franzosen und Österreicher, die sich darüber unterhalten, ob man über Brünn heimfährt oder nicht. 

Wir laufen noch etwas durch die malerische Altstadt, kaufen was ein (in einem weniger malerischen Betonbau), speisen auf der Terrasse von McDonald's mit direktem Blick auf die Dreifaltigkeitssäule und das Rathaus (Christoph schreibt weiter) und natürlich auf die realsozialistische Variante einer astronomischen Uhr in einer Nische am Rathaus mit Mosaikhintergrund u.a. einem Chemiker. Übrigens hatte diese Uhr schon diverse Vorgänger.

Nach dem Essen sind wir eigentlich bereit für einen Palačinky, aber laufen erst noch ein bisschen über den Platz und machen eine ausgedehnte Rast an einem modernen Brunnen mit Kupferstatuen: eine große Schildkröte trägt die Welt, zwei kleinere ein Kind und eine ist einem Jüngling mit Delfin davongelaufen und steht außerhalb des runden Brunnenbeckens. Wir beobachten zwei Hunde und danach zwei Kinder - einen nackten Jungen und ein Ballerina-Mädchen -, die im Wasser herumwatscheln. 

Direkt nebenan ist der Niedere Ring, der zwar auch sehr groß, aber nicht so schön und vor allem nicht so gut hergerichtet ist wie der Obere Ring. Erwähnenswert von unserem Rundgang ist vor allem noch die schöne Renaissancetreppe des Rathauses und das Stadtmodell wie in Ljubljana. (Christoph hat keine Lust mehr zu schreiben.)

Christoph möchte unbedingt einen Palačinky essen. Also machen wir uns auf die Suche nach einem Lokal oder Café, wo wir das kriegen. Naja, schwer fällt die Suche nicht. Doch die Entscheidung, ob wir jetzt überhaupt noch mal Essen gehen, fällt ihm schon schwerer. Mir ist es recht egal, weil ich muss dann ja nicht unbedingt was essen. Ins Eis-Café mag er allerdings nicht und in diesem Fish-Bistro ist alles voll. Als uns schließlich beim Restaurace Caesar gleich zweimal Leute einen Tisch wegschnappen, wird es Christoph zu blöd und wir setzen uns an einen Brunnen und essen Kekse - nicht am Delfinbrunnen, sondern am anderen Brunnen auf dem Platz.

Irgendwann wird es dunkel und wir machen uns auf den Weg zum Zimmer. Im unmittelbaren Zentrum sitzen überall Leute in Restaurants, Cafés und Bars und es sich auch etliche unterwegs. Auf der breiten Ringstraße um die Altstadt werden es immer weniger, bis nur noch gelegentlich Inline-Skater und Radfahrer uns passieren. In einem dunklen Hinterhof rasseln plötzlich Ketten. Mir schwant nichts gutes. In diesem Moment taucht ein Hund auf, recht schnell und auf jeden Fall ein Hund aus der Kategorie "Kampfhund". Sein Herrchen ruft ihn wie bescheuert zurück, doch der Hund gehorcht ihm nicht so wirklich. Ich möchte sofort die Straßenseite wechseln. Christoph versucht ruhig auf mich einzureden, denn wegrennen wäre jetzt bestimmt die falsche Lösung. Aber der Hund schafft es auch über die Straße, sein Herrchen hinter ihm her. Bis gestern Abend in Brno hatte sich meine Angst vor Hunden ziemlich gelegt gehabt, aber jetzt... An der nächsten Möglichkeit wechseln wir wieder - so ruhig wie möglich - die Straßenseite. Aber der Hund folgt uns auch wieder, läuft dann aber in eine Seitenstraße ein kleines Stück weiter, wo ihn sein Herrchen dann wohl endlich an die Leine nimmt. Sicherheitshalber wechseln wir doch noch mal die Straßenseite, bevor wir durch eine sehr einsame Straße zum Wohnheim gelangen. Mein Herz rast immer noch. Ich bin echt froh, es so überstanden zu haben, zumal der Hund auch gar nicht gebellt hat - was ich umso gefährlicher finde, denn heißt es nicht: "Bellende Hunde beißen nicht"? Ich will mir so eine Szene in Rumänien oder Bulgarien mit den angeblich vielen streunenden Hunden lieber gar nicht erst vorstellen. Da krieg ich ja jetzt schon die Krise. Mit diesem Schrecken und einem klopfenden Herzen begeben wir uns(bzw. vor allem ich mich) ins Bett.


FAHRTENBUCH

abfahrt start ziel dauer km typ preis
12.55 Brno hl.n. Olomouc 1h23 100 R 52Kč
  Brno hl.n. Olomouc 1h23 100   52Kč
R=Rychlík, ein einfacher Schnellzug, entspricht etwa dem RE bei uns.

Schon morgens prägen Hitze und Dunst die Silhouette Brnos.


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Wie könnte die realsozialistische Variante einer astronomischen Uhr aussehen? - Vielleicht so wie diese hier!


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