IN DER REGENWOLKE
Immerhin ein bisschen können
wir ausschlafen, doch um zehn Uhr müssen wir sowieso auschecken. So
stehen wir gegen 9.30 Uhr an der Theke unserer 'Penzión Enzián' in Tatranská
Lomnica in der Vysoké Tatry, bezahlen beim Chef im Büro und lassen unsere
Rucksäcke in einem geschlossenen Seitenflur stehen. Wir kaufen noch
schnell etwas Brotzeit ein, bevor wir uns auf den Weg zu unserem
Tagesziel machen: der Lomnitzer Spitze.
Um ein bisschen zu wandern und nebenbei noch etwas Geld zu sparen,
beschließen wir, bis zur Mittelstation zu laufen. Bei zwei sächsischen
"Mädels" schauen wir uns den grün-markierten Weg genau auf
der Karte an. Doch schon kurz nach dem Aufstieg beim Grandhotel Praha
stehen wir an einer Kreuzung, an der nicht eindeutig klar ist, ob es
links oder geradeaus weitergeht. Ein Pärchen ein paar Meter vor uns
(man ist nie wirklich allein, denn alle paar Minuten begegnet man auf jeden
Fall irgendwem) entscheidet sich für geradeaus. Also tun wir es ihnen
mal gleich.
Der Weg wir zunehmend etwas matschiger und wahrscheinlich sind wir wirklich
nicht mehr auf dem grünen Weg, aber wenn die vor uns nicht umgekehrt
sind, müssen wir das auch nicht.
So gelangen wir auf den blau-markierten Weg, der zuerst aber alles
andere als einladend beginnt, denn der eigentliche Weg hat sich zu einem
Rinnsal verwandelt und ist dementsprechend matschig. Eine Gruppe vor uns
kehrt sofort um, aber wir trauen uns - und werden dafür auch belohnt.
Der Weg wird rasch wieder trocken und benutzbar und schlängelt sich
durch den Wald, gelegentlich ein Bächlein, ab und an ein paar bizarre
Felsen und nach insgesamt vielleicht zwei Stunden, in denen ich immer
mehr darum bange, ob wir es überhaupt noch zur Lomnitzer Spitze
schaffen, kommen wir zu einem herrlichen Wasserfall, dem 'Obrovský
vodopád', der unseren doch etwas größer geratenen Umweg mehr als
entschädigt.
Von hier aus folgen wir dem roten Weg, der 'Tatranská magistrála', auf
der schon einiges mehr los ist, darunter auch schon einige Deutsche,
teilweise sogar noch mit recht jungen Kindern. Es sollen nun noch 2h15
bis zur Seilbahnstation sein.
An einer Hütte vorbei, warnt ein Schild nun davor, die Tour nur mit
gescheitem Schuhwerk fortzusetzen. Richtige Bergwanderschuhe haben wir
zwar nicht, aber unsere Trekkingschuhe müssten da doch auch reichen,
vor allem wenn man sieht, wie viele uns einfach mit normalen Turnschuhen
entgegenkommen.
Einen steinernen Weg geht es nach oben, vorbei an zwei anderen
Wasserfällen. Ziemlich lang und mit der Zeit auch ziemlich anstrengend.
Aber die Aussicht ist echt toll und wird mit jedem Höhenmeter auch
immer toller. Bald überschreiten wir die Baumgrenze. Hätte mir heute
Morgen noch jemand erzählt, dass ich hier oben herumwandern würde,
hätte ich ihm kein Wort geglaubt. Aber es ist echt fantastisch hier
oben.
Langsam aber sicher nähern wir uns der Bergstation der Seilbahn auf über
1700 Metern. Damit haben wir ja über 900 Höhenmeter in nicht mal ganz
vier Stunden überwunden, von den etwa acht Kilometern (geschätzt auf
der Karte) mal ganz zu schweigen. Von hier aus sieht man auch besser, wo
der grüne Weg verläuft, den wir ja eigentlich nehmen wollten. Der
sieht aber nicht so spektakulär aus.
Oben an der Station machen wir erst mal Brotzeit und kaufen Tickets für
die leider im Moment etwas wolkenverhangene Lomnitzer Spitze ('Lomnický
štít') für ordentliche 500Sk. Leider müssen wir auch bis um 17.10
Uhr warten - erst dann sind wir dran, weil nur eine Gondel fahren kann.
Die Konstruktion verleiht Christoph schon ein wenig Ehrfurcht.
Die Zeit verbringen wir mit richtigem Essen (Christoph: traditionelle
Sauerkrautsuppe, ich: Pommes+Würstchen mit Brot), Eis essen, Postkarten
schreiben, den namensgebenden See ('Skalnaté pleso') direkt daneben
bewundern und als wir um vier entdecken, dass wir mit dem Sessellift
ebenfalls einmal auf den Lomnitzer Sattel ('Lomnické sedlo') auf 2190
Meter fahren dürfen, machen wir das natürlich auch.
Ein Sessellift ist schon in kleines Abenteuer - so offen, so frei und so
schwieriges Aussteigen (zumindest für Christoph). Ach ja, und so kalt
auch, denn es zieht ganz schön. Meine Hände frieren fast an der
Metallstange fest. Dafür haben wir von hier eine
phänomenale Aussicht und können jedenfalls für eine Weile sogar auf
dem Kamm entlang klettern. Mir genügt aber schon der Respekt einflößende
Ausblick auf das, was hinter unserem Berg liegt!
Wieder unten, geht es schon recht schnell mit der Seilbahn auf den
Gipfel. Leider haben sich die Wolken nicht verzogen - und so landen wir
mitten in einer kalten, zugigen Wolke, in der man nichts bis fast nichts
sieht. Christoph wirft Steine in alle Richtungen herunter, um zu hören,
wie tief sie fallen. Manche hört man gar nicht aufkommen. Insgesamt
haben wir 35 Minuten Zeit, bevor wir wieder nach unten fahren müssen.
Es ist schon etwas seltsam, durch "Nichts" zu fahren, wenn es
nur weiß drum herum ist. Einzig der Regen hat noch etwas wirkliches.
Bis die Talstation wieder sichtbar ist, dauert es diesmal etwas länger.
Auch hier regnet es nun. Wir laufen gleich zur inzwischen gespenstisch
leeren Seilbahn, die uns hinunter zur Talstation in Tatranská Lomnica
für jeweils 190Sk bringt. Die Bahn wirkt noch recht neu und fährt uns
recht fix hinunter. So fix sogar, dass noch eine potentielle Chance
besteht, den Zug um 18.45 Uhr nach Poprad zu kriegen, denn als wir oben
auf unsere Gondel zum Gipfel gewartet haben, haben wir im 'Hotel Faix'
in Levoča angerufen und uns
ein Zimmer reserviert. Die Nummer hatten wir mal wieder aus dem Lonely
Planet.
Eigentlich geben wir es schon fast auf, weil mit Fahrkarten kaufen und
Rucksäcke holen... - aber eben nur fast. So schnell es der Regen und der
Regenschirm zulassen, marschieren wir zur Pension, kriegen unsere
Rucksäcke sofort und düsen zum Bahnhof. Der kleine Schienenbus steht
noch da. Ruckzuck die Fahrtkarten geholt (keine Schlange, puh) und ab in
den vorderen der beiden Schienenbusse, der noch leerer aussieht. Wir
bekommen einen Platz und ich muss mal wieder sagen, dass die Slowakische
Eisenbahn im Vergleich zur Tschechischen Eisenbahn ihre Züge teilweise
doch ziemlich gut modernisiert hat. In der Bahn ist es ziemlich schwül.
Zum Glück sind wir in unter 'ner halben Stunde in Poprad.
Am Bahnhof erzählt man uns, man müsse mit dem Zug nach Spišská Nová
Ves fahren und von dort mit dem Bus nach Levoča.
Da der nächste Zug eh erst um 20.34 Uhr fahren würde (der frühere ist
gleich nach der Ankunft unserer Bahn abgefahren), probieren wir's mal am
Busbahnhof, der 100m entfernt liegt. Und tatsächlich. Dort stehen
einige Busse nach Levoča auf
dem Fahrplan, der nächste um 20.15 Uhr (den um 19.15 Uhr hatten wir ja
leider auch schon verpasst). Das hört sich doch gut an.
Da ein riesiger Billa direkt daneben steht, kaufen wir dort erst noch
mal groß ein. Man will ja schließlich nicht verhungern und verdursten.
Um 20.15 Uhr fährt so ein komischer, etwas älterer Bus ab, auf dem
aber Levoča nicht
angeschrieben ist. Da wir aber auch nicht gefragt haben, wissen wir
nicht, ob er dort vorbeigekommen wäre. Allerdings war auf dem Fahrplan
schon auch ein anderer "Bussteig" (gibt es da ein gescheites
Wort für?) angegeben. Dafür kommt gegen 20.30 Uhr ein ziemlich neuer
und moderner Bus vorbei, der uns nach Levoča
bringt - sogar ziemlich schnell, wenn auch mit einigen mutigen Überholmanövern. Aber die macht man hier halt auch wirklich gerne bzw.
muss man manchmal vielleicht sogar machen, um zügig voranzukommen.
Es dürfte so etwa um neun sein, als wir am Busbahnhof in Levoča
ankommen. Eine slowakische Unsitte ist es allerdings, die
Straßenlaternen erst dann einzuschalten, wenn es wirklich stockdunkel
ist. So laufen wir erst einmal durch recht finstere Straßen (weil nicht
erleuchtet - ist eigentlich ein recht nettes Wohngebiet bei Tageslicht). Direkt hinter dem Bahnhof
(der Eisenbahn) kommt eine Kreuzung, an der wir Christophs Intuition
folgen und links gehen - und bald an einer Bar vorbeikommen, wo wir nach
dem 'Hotel Faix' (siehe http://www.slovenskyraj.sk/faix.html)
und dem Zentrum fragen. Man sagt uns, es wäre
geschlossen (Haben wir nicht heute Mittag erst mit dem Hotel
telefoniert?), aber wenig später stehen wir an der
Stadtmauer und können uns durch die Karte im Lonely Planet wieder
orientieren.
So sind wir auch ganz schnell am Hotel. Wir kriegen ein Doppelzimmer mit
eigenem Klo und Dusche. Einziger Makel vielleicht, dass man die Fenster
nicht gescheit öffnen bzw. schließen kann. Aber nun gut. Passt schon.
FAHRTENBUCH |
abfahrt |
start |
ziel |
dauer |
km |
typ |
preis |
18.45 |
Tatranská
Lomnica |
Poprad-Tatry |
0h25 |
17 |
Os |
24Sk |
20.15 |
Poprad
AS |
Levoča
aut.st. |
0h30 |
28 |
Bus
SAD |
40Sk
+5Sk |
 |
|
Tatranská
Lomnica |
Levoča |
0h55 |
45 |
|
69Sk |
 |
Da
die Bahnlinie nach Levoča offenbar nicht mehr betrieben
wird, bleibt der Bus die einzige Möglichkeit, um die Stadt zu
erreichen, was aber sowieso viel schneller geht. |
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Eigentlich sind wir ja ein ganzes Stück von
unserer geplanten Route abgekommen, aber für den großen Umweg werden
wir mit dem tollen 'Obrovský vodopád' entschädigt.
weitere Bilder aus der Hohen Tatra
  
  
  
  
  
  

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