PRAG MIT MASSEN - DAS ORIGINAL
Gleich am Morgen geben wir
unseren Schlüssel und die Fernbedienung zurück. Dabei rutscht
Christoph allerdings auf der Treppe aus. Ihn haut's der Länge nach
nieder. Aua. So beginnt der Tag doch besonders gut. :-/
Mit der Straßenbahn fahren wir zum Hauptbahnhof (hlavní nádraží)
von Plzeň,
kaufen beim Tesco noch schnell ein (wo niemand was anderes als
Tschechisch springt - die tragen dort nämlich Namensschilder mit Fahnen
drauf, die für die gesprochenen Sprachen des Mitarbeiters stehen) und
besorgen uns schließlich die Bahntickets nach Praha.
Der Zug steht schon auf dem Gleis, fährt aber erst eine gute
Viertelstunde später gegen 9.30 Uhr ab. Erwähnt werden soll an dieser
Stelle auch, dass in Tschechien nicht die Gleise angegeben werden, auf
denen die Züge abfahren, sondern nur die Bahnsteige. An großen
Bahnhöfen kann man dann anhand der Anzeigentafeln auf dem Bahnsteig
erkennen, ob der gesuchte Zug links oder rechts von einem abfährt.
Die Fahrt nach Praha ist nicht allzu spektakulär. Die Stadt selbst
schon. Praha ist einfach groß und auf jeden Fall eine
würdige Hauptstadt. Direkt aus dem großen Bahnhof mit seinem Rotstich
im Inneren laufen wir gleich zum Hostel Jednota, dass wir uns im Lonely
Planet wegen der Bahnhofsnähe, Zentrumsnähe und den vergleichsweise
billigen Zimmerpreisen ausgesucht haben. Von einer Soviet-style lobby
war im Reiseführer die Rede. Wenn man darunter versteht, dass die Leute
am Empfang hinter Scheiben sitzen, mag das zutreffen. Ansonsten war es
aber eine normale Hostel-Lobby mit einem - so scheint es - ziemlich
normalen Chaos. Zuerst will uns der Inder in einen Dorm stecken, obwohl
wir ihn nach einem Doppelzimmer fragen. Dann bietet er uns einen triple
room für 900Kč an. Ja, okay, dann halt den. Wir bezahlen auch
gleich und sollen in die Pension gehen. Mit dem Schlüssel in der Hand
rätseln noch eine Weile darüber, ob wir jetzt nur eine oder beide
Nächte damit bezahlt haben und stellen dann erstmal fest, dass wir ja
doch ein Doppelzimmer haben. Die Suche nach einer ordentlichen Toilette
im Haus stellt sich jedoch als etwas schwieriger heraus. Entweder 'out
of order' oder das Klopapier ist alle oder das Klo ist besetzt oder es
gibt kein Schloss oder es ist ungespült und voller Scheiße... Erst im
dritten Stock finde ich akzeptables WC. Aber ansonsten funktioniert
alles tadellos und ist sauber, auch wenn es teilweise schon etwas
mitgenommen aussieht. Dann kann es auch endlich losgehen.
Wir stürzen uns ins Getümmel. Bei uns um die Ecke führt die Straße
direkt auf den Pulverturm und das Obecní dům, das im
allerprächtigsten Jugendstil erstrahlt. Überhaupt ist die perfekt
erhaltene Innenstadt faszinierend! Der Altstädter Ring ist ein riesiger
Platz, auf dem eigentlich wirklich immer was los ist. Hier befindet sich
die Týnkirche, die Nikolauskirche und die Astronomische Uhr, deren
Schauspiel wir aber um eine Viertelstunde verpasst haben.
Beim Stavovské divadlo, in dem Mozarts Don Giovanni uraufgeführt
wurde, essen wir bei Pizza Colosseum. Sehr große, aber auch sehr dünne
Pizzen werden hier serviert, die ziemlich gut sind. Leider regnet es
zwischendurch mal ein bisschen, sodass Christoph an den frei gewordenen
Platz neben mir wechselt, um auch den Schutz des Schirmes genießen zu
können. Dabei beschließen wir auch, den Burgberg erst morgen Vormittag
in Angriff zu nehmen.
Jetzt laufen wir erstmal zur Karlsbrücke. Wenn man immer dem
Touristenstrom durch die Gassen folgt, kann man sie auch gar nicht
verfehlen. Wir haben es jedenfalls sofort geschafft. Um über die
Karlsbrücke zu kommen, muss man ein bisschen Zeit mitbringen, denn es
dauert eine Weile wegen den Menschenmassen. Eine Band spielt, Händler
verkaufen ihre Sachen und jeder Tourist möchte natürlich Fotos machen.
Wenn man ein bisschen Glück hat, rennt einem sogar niemand ins Bild!
Auf der anderen Seite der Moldau verläuft es sich wieder etwas besser,
wobei ein Abstecher in die superbarocke Nikolauskirche (nicht zu
verwechseln mit der Nikolauskirche am Altstädter Ring!) und der Garten
von Wallensteins Schloss mit seiner Loge und der Grottenwand ohne
Bedenken empfohlen werden kann.
Wer sich - wie Christoph - für Kafka begeistert, findet auch unweit der
Karlsbrücke das neue Kafka-Museum. Die Meinung eines nicht ganz so
Kafka-begeisterten Menschen (Matthias): Ist schon ganz nett gemacht,
aber auch wirklich nur richtig interessant, wenn man ein gewisses Faible
für den Mann hat. Am tollsten fand ich den weißen Raum mit den ganzen
Spiegeln - geiles Gefühl, dort herumzulaufen. Ach ja, und der Brunnen
vor dem Museum mit den beiden pinkelnden Männern ist auch auf jeden
Fall sehenswert!
Es folgt ein Spaziergang durch die alte Judenstadt 'Josefov' mit ihren
Synagogen (, die gerade alle zu machen oder uns zu teuer erscheinen,)
und ihrem eigenen Rathaus (mit einer Uhr mit hebräischen Zahlen) und
ein Schlendern durch die Einkaufsstraßen, wobei es immer mehr "Cabaret"-Vorstellungen
(eher Strip-Shows würde ich sagen) und Casinos hier zu geben scheint.
Zu dieser Einschätzung kommen wir, nachdem wir ein empfohlenes Café
aus dem Reiseführer gesucht haben und nun feststellen müssen, dass
daraus gerade ein 'Cabaret'-Haus wird.
Die als Champs-Elysées von Prag angepriesene Wenzelstraße hat dann
allerdings doch enttäuscht. Die aufgestellten Kunstwerke sind zwar ganz
nett, aber die edlen Geschäfte befinden sich doch eher in den
Seitenstraßen. Übrigens sollte man die Länge der Straße nicht
unterschätzen, denn sie zieht sich gewaltig. In einem Buchladen dort
durchstöbern wir noch zwei Pragreiseführer auf der Suche nach weiteren
Highlights, essen beim Subway um die Ecke zu Abend (endlich ist meine
erste SubClub-Karte voll!) und machen dann noch einen Abstecher zum
Nationaltheater und dem Ginger&Fred-Haus in der Abenddämmerung.
Als es dunkel wird, lassen wir uns noch mal auf der Karlsbrücke nieder,
hören der Band zu, die immer noch spielt, beobachten Asiaten, die
verzweifelt versuchen, ein Gruppenfoto von sich per Selbstauslöser zu
machen (sie schaffen es aber schon irgendwann) und lassen uns einfach
von dieser tollen Atmosphäre mitreißen. Ganz allmählich gleiten wir
schließlich durch die Stadt aufs Zimmer und in unsere Betten.
FAHRTENBUCH |
abfahrt |
start |
ziel |
dauer |
km |
typ |
preis |
9.05 |
Plzeň |
Praha hl.n. |
1h40 |
114 |
R |
60Kč |
 |
|
Plzeň |
Praha hl.n. |
1h40 |
114 |
|
60Kč |
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R=Rychlík,
ein einfacher Schnellzug, entspricht etwa dem RE bei uns. |
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Der erste Blick am Morgen aus dem Schlafzimmer
unserer "Suite".
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Plzeň


Langsam wird es Abend am Ufer der Moldaumetropole.
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