SLOVENSKÉ NÁRODNÉ POVSTANIE
Was tut man nicht alles für
eine heiße Dusche. Um 5 Uhr stehe ich bereits auf - aber es ist schon
ziemlich hell hier in Kraków, wenn auch etwas wolkig
draußen. Bis auf ein paar Sachen - wie z.B. Christophs Pullover - ist
das meiste doch ganz gut noch getrocknet.
Beim Auschecken fragen wir an der Rezeption wegen Tickets für die
Straßenbahn zum Hauptbahnhof. Am Kiosk oder beim Fahrer, sagt sie. Da
gerade eine Bahn kommt, steigen wir halt ein, aber der Fahrer macht
nicht groß den Eindruck, als würde er jetzt überhaupt Fahrkarten
verkaufen wollen. Wir haben jedenfalls keine. Dabei hätten wir das Geld
gerne dafür ausgegeben, denn irgendwie müssen die Złoty
ja weg.
Am Bahnhof angekommen, versucht Christoph unsere übrigen Złoty
in Slowakische Kronen zu wechseln, kommt dann zurück gerannt mit dem
Geld, auf dem aber 'Slovensky...' steht... Hat der ihm also slowenisches
Geld in die Hand gedrückt!? :-O Christoph hat wohl beim Wechseln
einfach auf die Fahne gezeigt. Dumm nur, dass sich die slowakische und
slowenische Fahnen sogar noch recht ähnlich sehen. Da nicht mehr viel
Zeit ist, tauscht er das Geld panisch halt doch lieber in Euros, wobei
wir auf unseren restlichen Złoty-Münzen
sitzen bleiben. Dafür kaufen wir dann eben noch was zu trinken und zwei
solcher 'Kringel', die es am Bahnhof und sonst wo einfach überall gibt.
Von außen sieht unser Zug nicht unendlich ansprechend aus, aber innen
ist's schon voll okay. Mal schneller, mal langsamer schlängelt sich
unser Zug durch die Berge/Hügel in Richtung Slowakei. Hinter uns sitzt
ein Pärchen aus Norwegen, das in etwa unser Alter sein könnte und die
auch mit ihren Rucksäcken unterwegs sind. Die vorbeiziehende Landschaft
ist richtig schön. Die Grenzkontrolle verläuft recht schnell und ohne
Probleme. Etwas erschreckend find ich die Tatsache, dass der
(slowakische? Oder doch der polnische?) Grenzbeamte meinen Pass einfach
durch Gerät ziehen kann und dann auf einem integrierten Monitor
Informationen für ihn sichtbar werden. Ich würde gerne wissen, was da
wohl steht.
Mit ein klein wenig Verspätung (wahrscheinlich so 20 Minuten?) kommen
wir in Žilina an, das zwischen
schon etwas höheren Bergen liegt und sich sein Stadtbild leider durch
einige Industrieanlagen sowie endlos langen 'Wänden' aus Plattenbauten
etwas versaut. Laut Marco Polo ist die Stadt hier übrigens die einzige
noch aktive Produktionsstätte von Platten für Plattenbauten und hier
in der Region sollen sie angeblich auch hauptsächlich noch verbaut
werden.
Am Bahnhof holen wir schnell Geld und kaufen die Tickets nach Banská
Bystrica. Englisch spricht die Frau am Schalter leider nicht, dafür
Polnisch. Nützt uns nur leider nichts. Aber es klappt alles
vorzüglich. Ach ja, einen Junior Pass Léto wie von der ČD gibt es
von der slowakischen ŽSSK leider
nicht. Nur den richtigen für knapp 700Sk. Da muss man aber schon ein
bisschen für fahren. Für uns lohnt er sich jedenfalls nicht.
Am Bahnsteig 1 wartet unser Zug bereits auf Gleis 3 - ein richtig
moderner Triebwagen, so wie unsere daheim auch. Die Ansagen kommen auch
auf Slowakisch, Deutsch und Englisch. Nobel, nobel. Nur die Sitze wurden
schon für eine sehr aufrechte und gerade Sitzhaltung konzipiert. Aber
allen in allem ist die Fahrt ganz angenehm und die bewaldete, bergige,
grüne Landschaft ist wirklich wunderschön - außerdem wird der Himmel
immer blauer und endlich scheint die Sonne wieder richtig. Ich glaube,
es war eine gute Entscheidung, ins slowakische Erzgebirge nach Banská
Bystrica und nicht nach Trenčín zu fahren.
Mit Banská Bystrica verlassen wir das Gebiet, das unser
Lonely Planet Eastern Europe abdeckt und verlassen uns ganz auf unseren
Marco Polo. Das ist jedoch ein kleiner Fehler, denn der auf dem
Stadtplan eingezeichnete Bahnhof ist nicht der große Bahnhof, an dem
wir ankommen und aussteigen. Dieser Gedanke kommt uns, als wir eine
Straße entlang laufen und irgendwann nicht mehr in die Richtung
weiterlaufen können, in die wir eigentlich wollen. Da wir völlig
planlos sind, marschieren wir wieder zurück zum Bahnhof, schauen auf
den Stadtplan dort, beschließen lieber mit dem Bus zu fahren und fragen
im Infobüro der Bahn nach einem Bus. Sie zeigt uns ganz erfreut die
Richtung, die wir laufen müssten. Fünf Minuten, dann wären wir schon
im Zentrum. Klar. Wir sind ja schon zu der Kreuzung, an die wir wieder
sollen, länger gelaufen. Aber gut. Das Wetter ist ja so schön, da
läuft man doch gerne... Nach den ersten grauen Häuserzeilen vorbei, an
der Kreuzung nach links und die Häuser werden schöner. Leider zieht
sich der Weg doch gewaltig in die Länge und es dauert schon bestimmt
über eine Viertelstunde.
Das Touristenbüro hat sich leider etwas versteckt, denn eigentlich ist
es in dem großen Wehrturm der ehemaligen Stadtburg untergebracht, der
jedoch gerade komplett renoviert wird. Es dauert eine Weile, bis wir den
Hinweis finden, wo wir es jetzt suchen müssen. Auf dem großen Platz
SNP (Slovenské národné povstanie=Slowakischer Nationalaufstand)
fragen wir in einem Museum, wo uns die Frau dann das genaue Haus zeigt.
Wenn das Schild auf dem Boden steht, kann man das aus der Entfernung
aber wirklich nicht sehen. Im Touristenbüro spricht man Englisch und
ist uns sehr gerne bei der Zimmersuche behilflich. Für 520Sk reserviert
sie uns das Doppelzimmer im 'Študentský domov Akadémia umení'
(Studentenwohnheim der Akademie der Künste, siehe http://www.aku.sk/sdomov.htm)
telefonisch. Wir willigen ein, bekommen noch einen Stadtplan und
verlassen dann das Büro, ohne nach den 5Sk Telefon-Gebühr noch einmal
gefragt worden zu sein.
Das Studentenwohnheim ist nicht allzu weit vom Zentrum als auch vom
Bahnhof entfernt, optimale Lage also. Die Frau an der Rezeption spricht
nur Slowakisch, doch wir kriegen das ohne Probleme hin. Auch hier teilen
sich zwei Zimmer ein Badezimmer mit Dusche, Toilette und Waschbecken.
Ist auf jeden Fall ganz okay. Schön wär's nur noch, wenn es Vorhänge
zum Verdunkeln gäbe. Aber man kann ja nicht alles verlangen.
Zurück auf dem Platz statten wir dem Thurzo-Haus einen Besuch ab mit
dem interessanten Grünen Saal und dem Mittelslowakischen Museum,
bestaunen das Museum des Slowakischen Nationalaufstands (aber nur von
außen) mit dem riesigen Platz davor, der von großen, meist grauen
Plattenbauten gesäumt wird. Ein paar Deutsche hört man beim Gang durch
die hübsche Fußgängerzone. Überhaupt macht die Stadt einen total
gemütlichen Eindruck. Wir bleiben ein bisschen am Námestie SNP und
lassen es uns gut gehen.
Irgendwann gehen wir dann mal dort essen, wo die Terrasse total voll
ist. Drinnen im Hof geht das Restauracia 'Červený Rak' (siehe http://www.cervenyrak.sk/)
dann weiter. Neben slowakischer Küche gibt es viel Fisch und Pizza. Wir
entscheiden uns beide unabhängig voneinander für das gleiche. Die
Bedienung schaut etwas böse. Haben wir irgendwas falsch gemacht beim
Bestellen? Schmecken tut's trotzdem. Und als sie zum Abschied doch noch
mal lächelt, gehen wir auch mit einem besseren Gefühl.
Bis es dunkel wird, bleiben wir noch in der Stadt. Danach machen wir uns
auf unser Zimmer und abgesehen von kläffenden Hunden und gelegentlich
vorbeifahrenden Autos ist es eine recht ruhige Nacht.
FAHRTENBUCH |
abfahrt |
start |
ziel |
dauer |
km |
typ |
preis |
7.18 |
Kraków
Gł |
Žilina |
5h01 |
207 |
Zr |
59Zł |
13.01 |
Žilina |
Banská
Bystrica |
1h25 |
97 |
Zr |
126Sk |
 |
|
Kraków Gł |
Banská
Bystrica |
6h26 |
304 |
|
59Zł+
126Sk |
 |
Zr=slowakische
Bezeichnung, entspricht unserem RegionalExpress; beim Zug von
Kraków nach Žilina handelt
es sich um eine "Elektrische Einheit"; ist am ehesten vergleichbar mit einer S-Bahn oder U-Bahn. |
|

Nám. SNP - Banská Bystricas quicklebendiges
Zentrum, das sich sehen lassen kann.
weitere Bilder aus Banská Bystrica
  
|