WO SIND ALL DIE BÄUME HIN?
Leider ist die Nacht viel zu
früh vorbei, denn schon vor sechs ist es taghell draußen. Eine recht
nervige Tatsache, genauso wie die Tatsache, dass es erst stockdunkel
nachts sein muss, bevor die Straßenlaternen angehen.
Um 8.38 Uhr fährt unter Zug von Banská Bystrica nach Vrutký
ab. Mit dem Schnellzug in Richtung Praha geht der erste Teil der Reise
vonstatten. Die Frau am Ticketschalter in Banská Bystrica spricht wohl
verschiedene Sprachen - auf jeden Fall kommunizieren wir in einem
seltsamen Gemisch aus Slowakisch - Englisch - Deutsch -
Polnisch/Französisch. Wie auch immer, wir bekommen unser Ticket mit
zwei Reservierungen. Keine Ahnung, ob die nötig gewesen wären, aber
sie hat sie uns halt einfach verkauft.
Wir kommen einen Ticken später in Vrutký an, aber haben ja
sowieso eine Stunde Aufenthalt. Die verbringen wir mit einem kurzen Gang
in das sozialistisch angehauchte Zentrum (die kurze Fußgängerzone mit
hübschen Häusern mündet auf eine Plattenbausiedlung). Dort finden wir
auch einen Stadtplan mit den interessantesten Punkten in der Stadt. Eine
Kirche und das Rathaus liegen nur einen Katzensprung von hier über den
Fluss. Also machen wir uns einfach mal dorthin - und auch recht schnell
wieder zurück, denn es gibt eigentlich nichts zu sehen. Am Eck kauft
Christoph im Supermarkt dann kurz ein, während ich mit unseren
Rucksäcken am Eingang warte.
Dann kommt auch schon recht bald der Zug, der uns nach Poprad bringen
soll. Sehr bald sind wir mitten zwischen Bergen und romantischen
Dörfern und Städtchen. Das ganze gepaart mit dem blauen Himmel -
Idylle pur.
In Poprad-Tatry steigen wir in die Bahn um, die uns hoch in die Vysoké
Tatry (=Hohe Tatra) bringt. Wenn man von hier die Berge sieht -
umwerfend, auch oder vielleicht gerade weil die hohen Gipfel in Wolken
gehüllt sind. Seltsamerweise durchfahren wir etliche abgeholzte bzw.
zerstörte Wälder. Was ist hier bloß passiert!? Das Rätseln beginnt.
In Starý Smokovec beginnt unsere Odyssee auf der Suche nach einer
Unterkunft. Die Frau im Touristenbüro bietet uns eine Pension in Stará
Lesná an. Der Ort liegt an der Tatra-Bahn-Linie, also warum nicht - und
wir bezahlen 200Sk Anzahlung. Auf dem Postkartenständer finden wir eine
schwarze Karte, auf der groß das Datum des 19.11.2004 prangt. An diesem
Tag muss hier wohl das mit dem Wald passiert sein. Ein Sturm vielleicht?
Wir nehmen die nächste Bahn bis zum Bahnhof Stará Lesná. Auf dem
Autoschild steht noch 1km - also auf geht's. Nach einem Kilometer kommen
die ersten Hotels. Wir sollen bis zum Pizzeriaschild, dann zur Pizzeria
und dahinter nach rechts. Nach einem weiteren Kilometer ist vom
eigentlichen Ort immer noch nichts zu sehen. Nur Hotels und Pensionen,
aber weit und breit keine Pizzeria. Dann nach einer schier unendlichen
Weile später fängt schließlich der eigentliche Ort an. Bald taucht
auch das Pizzeriaschild auf: noch 700m! Ne, das kann doch nicht wahr
sein... Christoph ist ja schon die ganze Zeit am Rummosern, doch langsam
ist nun auch meine Laune echt am Nullpunkt angekommen. Wir haben ihr
doch ganz klar gesagt, dass wir kein Auto haben! Wie kann sie uns dann
nur bitte hierher schicken!? Am Kiosk erkundigen wir uns nach Bussen
nach Tatranská Lomnica oder Starý Smokovec. In ersteres fährt
immerhin jede Stunde ein Bus, der nächste in einer halben Stunde. Die
Frau kann uns diese Zeiten wirklich alle auswendig ohne irgendeinen
Fahrplan zur Hand aufschreiben! Sie ist sehr freundlich und eine
richtige Hilfe in diesem Moment, denn so fällt uns die Entscheidung
noch leichter: Wir wollen einfach nur weg aus Stará Lesná. Nicht, dass
das Dorf nicht schön wäre, aber es liegt für uns einfach zu unzentral
und wenn der letzte Bus um 20 Uhr fährt, ist das einfach nur doof. Wir
entschließen uns, einige Nummern aus dem Lonely Planet auszuprobieren
und kriegen genau in Tatranská Lomnica in der 'Penzión Encián' (siehe
http://www.tatry.sk/encian)
ein Zimmer für 1200Sk.
Also steigen wir sofort in den nächsten Bus und beziehen das Zimmer,
nachdem wir zuerst Probleme hatten, die Pension zu finden. Man spricht
sogar Deutsch - Englisch dagegen eher schlecht als recht. Aber das
Zimmer ist für das Geld schon absolut okay. Nur die Badezimmertür darf
man nicht zu kräftig zuziehen, sonst geht der Griff raus.
So, wir wollen ja noch nach Štrbské
Pleso - und die Bahn fährt auch gleich dorthin. Im Supermarkt
decken wir uns noch schnell mit leckerem, etwas salzigem
"Fadenkäse" und Brötchen ein, dann kann die Fahrt beginnen.
In Starý Smokovec müssen wir eine halbe Stunde warten, bis es
weitergeht. Es dauert eine halbe Ewigkeit für die paar Kilometer. Da
nützt auch der moderne Zug nichts. Ständig müssen wir auf
entgegenkommende Züge warten. Dabei passieren wir noch etliche
abgeholzte/zerstörte Wälder.
Štrbské
Pleso ist ein seltsamer Ort. Er besteht aus einer Ansammlung eigentümlicher,
mehr oder weniger attraktiver Hotels (das kann man von außen teilweise
nicht so zweifelsfrei sagen) und ein paar wenigen Essgelegenheiten.
Wir marschieren gleich zum eigentlichen und namensgebenden Gebirgssee,
der wirklich wunderschön über dem Ort gibt. Das Gebirgspanorama, die
dichten Wälder... Wir spielen kurz mit dem Gedanken, noch zu einem
anderen See in einer Stunde Entfernung zu laufen, aber spätestens auf
dem Rückweg wär's total dunkel, also lassen wir's lieber, laufen statt
dessen einmal um den See und gehen lieber im 'Slovenská Reštaurácia'
des Hotel Toliar (siehe http://www.hoteltoliar.sk/main.php?do=rest),
in dem auch andere Deutsche sitzen, Liptauer Piroggen (Teigtaschen mit
Weißkäsefüllung) essen. Gut und billig, kann man da nur sagen.
Zum Abschluss laufen wir noch ein Stück um den Nové Štrbské
Pleso, der allerdings nicht so schön ist, kundschaften die
Autokennzeichen der parkenden PKWs vor den Hotels aus (die meisten
Deutschen kommen nach wie vor aus den "neuen" Bundesländern,
sofern man das nach 15 Jahren noch sagen kann) und schauen uns die
Postkarten im Bahnhofsgebäude an, von denen mir allerdings keine so
richtig zusagt. Wie der Bahnhof, so wirkt auch der Ort fast so, als ob
er in den 70ern oder 80ern stecken geblieben und seitdem hier auch nicht
mehr so besonders viel gemacht worden ist.
Auf der Rückfahrt sehen wir eine Vierergruppe mit Interrail-Tickets in
unserer Bahn. Sie reden eine sehr seltsame Sprache, weshalb wir einfach
mal auf Ungarisch tippen.;-) Ob wir allerdings richtig liegen, werden
wir frühestens erfahren, wenn wir wirklich mal Ungarisch gehört haben.
Bis dahin bleibt alles nur Spekulation. Und uns bleibt am Ende dieses
Tages nur noch der Weg in unser Bett.
FAHRTENBUCH |
abfahrt |
start |
ziel |
dauer |
km |
typ |
preis |
8.38 |
Banská
Bystrica |
Vrutký |
1h13 |
76 |
EX |
288Sk
+15Sk
[R]
+15Sk
[R] |
10.59 |
Vrutký |
Poprad-Tatry |
1h32 |
120 |
R |
12.36 |
Poprad-Tatry |
Starý
Smokovec |
0h26 |
13 |
Os |
13.51 |
Starý
Smokovec |
Stará
Lesná |
0h11 |
4 |
Os |
10Sk |
15.21 |
Stará
Lesná |
Tatranská
Lomnica |
0h11 |
7 |
Bus
SAD |
9Sk |
16.49 |
Tatranská
Lomnica |
Starý
Smokovec |
0h14 |
6 |
Os |
80Sk |
17.32 |
Starý
Smokovec |
Štrbské
Pleso |
0h52 |
16 |
Os |
21.18 |
Štrbské
Pleso |
Starý
Smokovec |
0h36 |
16 |
Os |
22.05 |
Starý
Smokovec |
Tatranská
Lomnica |
0h14 |
6 |
Os |
 |
|
Banská
Bystrica |
Tatranská
Lomnica |
5h29 |
264 |
|
417Sk |
 |
Ein
kleiner Ratschlag: Um von Starý Smokovec nach Štrbské
Pleso zu kommen, ist es teilweise vielleicht geschickter, mit
dem Bus zu fahren, denn mit der Bahn fast eine Stunde für 16
Kilometer zu brauchen, ist schon ziemlich unerträglich. Wie
lange die Busfahrt allerdings dauert, kann ich auch nicht sagen. |
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Wir befinden uns am Ufer des Štrbské
Pleso, einem idyllischen Bergsee mit wunderschöner Kulisse.
weitere Bilder aus der Hohen Tatra
  
  
 
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