OSTEUROPAtour 2005
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Tag14 Levoca-Kosice
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1490KM VON WUPPERTAL WEG

Wir wissen nicht genau, wann wir wie heute von Levoča nach Košice kommen. Das heißt, eigentlich wissen wir nur nicht genau, wie wir nach Spišská Nová Ves kommen. Laut Lonely Planet soll ja eine Bahn fahren. Deshalb stehen wir einfach mal so aufs Geratewohl auf.

Als wir das Hotel verlassen, ist niemand da. Na gut, dann lassen wir den Schlüssel halt einfach an der Rezeption liegen. Was der andere Mann, der auch etwas ratlos vor der Theke stand, letztendlich gemacht hat, wissen wir nicht. Wir wollen zum Bahnhof. Unterwegs kommen wir wieder an dem Haus mit dem Kläfferhund vorbei, der mir bei unserer Ankunft und dem Gang durch die stockdunkle Straße schon etwas Angst gemacht hat. Hat er diesmal überhaupt gebellt?

Hm. Der Bahnhof macht einen ziemlich verlassenen Eindruck. Es hängt kein Fahrplan aus, alle Türen sind verschlossen und ein Fenster ist eingeschlagen. Merkwürdig. Offenbar haben sie den Betrieb hier eingestellt. Zum Glück ist der Busbahnhof ja nur ein paar Meter weiter, doch dort verpassen wir gerade den Bus um 9.15 Uhr. Ist aber kein Drama, denn der nächste fährt schon in einer halben Stunde. Die Zeit nutzen wir für einen ausgiebigen Frühstücks-Einkauf beim 'Billa' und essen dann auch gleich, während wir draußen am Bussteig warten. In der Nähe - aus der Richtung, aus der die ganzen Leute hierher kommen - bellen durchwegs irgendwelche Hunde.

Der Bus nach
Spišská  Nová Ves ist mal wieder nicht der neueste und auch nicht der schnellste. Der Fahrer schaltet ständig in den Leerlauf und lässt den Bus rollen. Trotzdem sind wir recht schnell dort.

Da wir keinen Plan haben, wo der Bahnhof genau ist, steigen wir an einer Haltestelle vor dem 'dom kultúry' aus, weil viele aussteigen und die Bahngleise nicht weit von hier sind. Jetzt können wir auch mal einen Blick in den Lonely Planet werfen und stellen fest, dass wir auch bis zum Busbahnhof hätten fahren können, denn der ist direkt neben dem Bahnhof. Aber wir sind auch nicht so weit weg und machen uns zu Fuß auf den Weg dorthin. Wir begegnen einem jungen Mann mit Beinprothese, der gekonnt den vielen Pfützen auf dem Gehsteig aus dem Weg geht.

Am Bahnhof kaufen wir die Tickets nach
Košice und auch gleich die Tickets für morgen nach Miskolc in Ungarn, wobei sie uns aber zuerst nur eines verkaufen will.

Nach einer Weile gehen wir raus auf den Bahnsteig. Es zieht ein bisschen und kühl ist es auch, wenn auch immerhin trocken. Kurze Zeit später kommt die Durchsage: Unser Zug hat eine Viertelstunde Verspätung. Eine Frau mit goldener Jacke treibt sich auch an unserem Gleis herum.

Dafür, dass der Zug aus dem tschechischen Františkovy Lázně kommt, ist ja eine Viertelstunde Verspätung noch ziemlich gut. Im Abteil sitzen wir mit einem alten Mann, der irgendwann aussteigt. Graue Wolken hängen überall, aber es gibt schöne Hügel und Wälder entlang der Strecke.

Košice kündigt sich mit großen, unendlichen Wohnblöcken an. Aber kein Wunder, es ist ja auch die zweitgrößte Stadt des Landes. Der Bahnhof selbst ist leider auch kein architektonisches Meisterwerk.

Durch den Stadtpark geht's an einer burgähnlichen Villa in die Fußgängerzone auf die Kathedrale, die wir aber erst einmal links liegen lassen (die schweren Rucksäcke *ächz* *stöhn*) und statt dessen rechts zum Touristenbüro abbiegen. Dort empfiehlt uns die Frau das 'K2' in der Štúrová 32, in dem ein Doppelzimmer 660Sk kosten soll. Ich glaube allerdings, dass wir etwas mehr (so etwas über 700Sk) bezahlt haben. Im Lonely Planet ist dieses Hostel ebenfalls erwähnt. Vom dort aufgeführten etwas billigeren Studentenwohnheim am Stadtpark rät sie uns allerdings ab. Das wäre nicht schön. 

Okay, wir befolgen ihre Empfehlung und machen uns auf den Weg zum 'K2'. Unterwegs springt uns ein gelbes, deutsches Straßenschild ins Auge, das den Weg nach Wuppertal weist! Speziell für Jenni aus Wuppertal haben wir es auch fotografiert und wollen es ihr daher auch ganz besonders widmen. :-) Zu diesem Zeitpunkt haben uns auch "nur" 1490 Kilometer von ihr getrennt!

Die Herberge gehört einem Sportverein und befindet sich im geräumigen Dachstuhl. Alles ist mit dunklem Holz verkleidet. Auf der Toilette stinkt's ein bisschen, aber sonst ist's schon okay. Ist auf jeden Fall alles sauber.

Zurück im Herzen der Stadt klappern wir der Reihe nach mal die Sehenswürdigkeiten ab. Zuerst natürlich den schönen gotischen 'Dom sv. Alžbety', auf dessen Turm wir heute leider nicht steigen dürfen. Direkt daneben befindet sich der Urban-Turm, in dem sich u.a. ein Lapidarium befindet, auch wenn wir es nicht besichtigt haben (und ich eben bei Wikipedia überhaupt erst erfahren habe, was ein
Lapidarium eigentlich ist, denn in Osteuropa ist uns diese Art von "Attraktion" doch häufiger begegnet). Ein paar Schritte weiter steht man auch schon vor dem 'Singenden Brunnen', der mit kitschigen Instrumentalversionen bekannter Popsongs vor dem hübschen Staatstheater aufwartet. Unser Weg führt weiter an der Jesuitenkirche und ein paar anderen historischen Gebäuden vorbei, bevor wir beim Ostslowakischen Museum landen, in dem es einen Goldschatz zu besichtigen gibt. Doch wir lassen das, werfen nur einen Blick auf die kleine Holzkirche dahinter und gehen wieder zurück die Hlavná entlang.

Der Hunger treibt uns zu der vom Lonely Planet empfohlenen 'Bagetéria', aber die gibt's nicht mehr. Ich fühl mich ziemlich schwach auf den Beinen und brauch dringend was zu essen - egal was. Auf der anderen Straßenseite ist ein gigantisches Kaffeehaus, doch hier gibt's hauptsächlich Eis und Kuchen. Darum laufen wir ein Stück zurück zum Tesco und entschließen uns, Baguettes selber zu machen, doch wir finden nicht, was wir wollen und belassen es bei Luftschokolade und etwas zu trinken.

Allmählich ist mein Akku fast leer. Ich brauche was zu essen! Meine Arme und Hände zittern schon, wenn ich sie ausstrecke und auch die Knie sind ganz weich. Also gehen wir zum Pizza Hut, der direkt beim Tesco ist. Da ich nicht mehr in der Lage bin, klar zu denken (und Christoph nicht entscheiden will), bestell ich einfach irgendeine Pizza für uns beide von der slowakischen Speisekarte, von der ich nur manche Sachen verstehe (syr=Käse, šunku=Schinken usw.). Leider bekommen wir eine, die ich normalerweise nie bestellen würde, denn die Pizza ist mit Wurst und Zwiebeln. Naja, geht trotzdem. 

An der Universität und der Henkerbastei vorbei führt uns der Weg zur Hrnčiarska, einer Gasse, die zur Handwerker- und Souvenirgasse ausgebaut worden ist. Die Läden sind wirklich schön und nett, aber was es dort gibt, ist für Backpacker oft zu teuer oder nicht rucksackkompatibel, schließlich rennen wir ja noch fast vier Wochen mit unserem Rucksack durch die Gegend. Das Hauptproblem dürfte allerdings sein, dass es de facto keine Touristen gibt, die sich wirklich hierher verirren - zwei andere vielleicht noch (ein älteres Pärchen), mehr haben wir wirklich nicht gesehen.

In einem Buchladen kaufen wir Postkarten und wollen auch gleich Briefmarken dazu kaufen, aber sie kriegt den passenden Wert leider nicht zusammen. Na gut, dann nehmen wir schon mal die großen Marken und machen uns auf die Suche nach den noch fehlenden Marken, um das Porto zu vervollkommnen. In anderen Buchläden leider Fehlanzeige. Wir werden durch die Gegend geschickt zu einem Kiosk beim Urban-Turm, wo die Frau nur Slowakisch spricht. Nachdem mal klar ist, was wir überhaupt wollen, teilt sie uns mit, dass auch sie leider nicht die Briefmarken hat, die wir brauchen.

Wir laufen die Mlynská lang, über die wir heute Mittag vom Bahnhof schon bereits gekommen sind, zum Jakab-Palais, einem mittelalterlich anmutenden Gebäude, das Christoph vorhin total übersehen hat, wie auch immer er das geschafft hat. Einmal um 180 Grad Kehrt gemacht und schwupps, stehen wir auch schon wieder in einem Buchladen. Der hat zwar gar keine Briefmarken, dafür aber ein ganz tolles riesiges Buch über moderne Architektur, in dem Projekte aus der ganzen Welt vorgestellt werden. Ein ganz tolles Buch, in dem man unglaublich lange blättern kann.

Einige Meter weiter landen wir abermals in der Hauptstraße. Nicht, dass wir hier heute schon genug Zeit verbracht hätten...

Oh, schon sechs. Wir sollten uns mal auf den Weg zur Post machen. An einem Schreibwarenladen kommen wir vorbei. Leider keine Briefmarken. Ein Kiosk. Keine passenden Briefmarken. Jetzt aber hurtig. Das riesige Post- und Telekomhaus ist zum Glück nicht so weit - und zum Glück hat die Post hier auch sehr kundenfreundliche Öffnungszeiten. Das Holen der Briefmarken geht recht fix und ehe wir uns versehen, stehen wir auch schon wieder in der Hauptstraße.

Aus einem Haus beim 'Singenden Brunnen' duftet es ganz lecker und es stehen auch jede Menge Leute an. Ein gutes Zeichen, oder? Also entschließen wir uns, auch mal so einen Kringelturm zu probieren. Mit Kokos oder Schoko? Leider nein. Vanille? Keine Ahnung, was die Frau genau gesagt hat. Entweder haben wir einen mit Vanillezucker gekriegt oder es ist normaler Zucker. Gut schmeckt das Teil aber trotzdem. Vor allem ist es noch so offenfrisch warm! Mmh! Wir sitzen am Brunnen und lauschen dessen musikalischen Ergüssen, während wir essen.

Kaum haben wir uns wieder erhoben, werden wir von einer Jesus-Kinder-CD-Verkäuferin angesprochen. Damit soll ein Kinderheim in der Ukraine unterstützt werden. Sie ist ziemlich hartnäckig, wenn auch ganz nett. Allerdings kann sie uns mit ihrer CD nicht wirklich begeistern. Und ein Fan solcher Straßenaktionen war ich sowieso noch nie. 

Irgendwie geht der Abend rum. Gegen 19.30 Uhr schauen wir mal ins Dragov Einkaufszentrum, vor dem wir das Wuppertal-Schild gesehen haben. Es besteht eigentlich aus lauter kleinen Läden, die manchmal gescheite Sachen verkaufen, oft aber auch eher einen ramschigen Einruck hinterlassen. Wir machen uns weiter noch mal aufs Zimmer zum Postkarten schreiben, auch wenn Christoph eigentlich gegen das Hin- und Hergelaufe ist, aber eigentlich haben wir vom Zentrum ja alles gesehen, was für einen Touristen interessant ist. 

Fürs Abendessen machen wir uns noch einmal in die Hauptstraße. Dort ist inzwischen vor allem die Jugend der Stadt unterwegs. Uns zieht es ins
Bakchus in der Hlavná 80, nicht nur, weil es auch im Lonely Planet erwähnt ist, sondern weil die Atmosphäre gemütlich und die Preise ganz okay sind. Das Essen ist es dann glücklicherweise auch. Als wir bezahlen, will Christoph, der in der Slowakei unser Geld verwaltet (ich hatte in Tschechien das Geld), ein etwas komisches Trinkgeld geben, was der Kellner auch nicht so ganz zu verstehen scheint, weshalb ich dann doch mal die Situation auflöse, indem ich einfach sage, dass es so passt. Inwiefern ihn das gestört hat, weiß ich nicht genau. Normalerweise misch ich mich da ja nicht so ohne weiteres ein. Naja. Inzwischen ist es jedenfalls dunkel und kalt geworden, sodass wir uns schnellen Schrittes auf unser Zimmer machen. 

FAHRTENBUCH

abfahrt start ziel dauer km typ preis
9.45 Levoča,aut.st.  Spišská 
Nová Ves
0h17 12 Bus
SAD
18Sk
10.54 Spišská 
Nová Ves
Košice 0h56 75 R 118Sk
  Levoča Košice 1h13 87   136Sk
Der Bus auf der Strecke nach Spišská Nová Ves wird vom SAD Poprad betrieben (siehe http://www.sadpp.sk).


Mitten in Košice weist ein gelbes, deutsches Straßenschild den Weg nach Wuppertal.


weitere Bilder aus Košice



















































































































































































































































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