OSTEUROPAtour 2005
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Tag15 Kosice-Eger
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IM TAL DER SCHÖNEN FRAUEN

Ausschlafen oder früh aufstehen, um möglichst viel vom Tag zu haben? Heute müssen wir uns diese Frage nicht stellen, denn wir haben ja schon die Tickets und die Reservierung für den Zug von Košice nach Ungarn. So geht es mal wieder gegen sechs aus dem Bett. Die Duschen sind okay, gibt nur keine Duschvorhänge. Dafür ist's allerdings nach Männlein und Weiblein getrennt.

Der Tag beginnt so wie der gestrige aufgehört hat: bewölkt und ziemlich frisch. Wir laufen in Richtung Bahnhof, nehmen die Zvonárska, durch die wir noch nicht gelaufen sind und nutzen die frühen Öffnungszeiten beim Bala zu einem Frühstückseinkauf. Wir gönnen uns heute Morgen sogar so ein Multivitaminzeugs (richtiger Saft ist es ja nicht). Die Getränke (also Softdrinks und Wasser) kosten übrigens überall genauso viel wie bei uns. Ob die nun westeuropäische Preise oder wir inzwischen osteuropäisches Niveau in diesem Fall erreicht haben - zumindest sei gesagt, dass ist Osteuropa nicht pauschal alles billiger ist.

Obwohl wir beim Einkaufen nicht getrödelt haben, kommen wir schon ziemlich knapp zu unserem schicken und recht neu wirkenden slowakischen InterCity, der uns nach Miskolc bringen soll. Übermäßig voll ist er übrigens nicht. Sitzplatzreservierung muss hier aber trotzdem sein, wenn man über die Grenze will. Die Fahrt ist nicht so besonders spannend, dafür aber gemütlich. Von den Grenzbeamten werden wir mit einem für Grenzbeamte recht freundlichen "Jó Napot" begrüßt - mal eine ganz andere Sprache, die in Europa ja am ehesten vielleicht noch mit Finnisch verwandt ist, aber auch nur sehr entfernt.

In Miskolc müssen wir raus - und landen gleich mal in einem richtig schönen Bahnhof. Um die Tickets für die Weiterfahrt kaufen zu können, brauchen wir einige Forint. Die gibt es auch direkt aus einem Geldautomaten im Bahnhofsgebäude. Die Schlange hinter dem Kartenschalter zieht sich ein bisschen. Das liegt vielleicht auch daran, dass das Ausdrucken der Tickets nicht ganz so schnell klappt. Die Fahrtkarten der MÁV wirken auch eher wie große, zweifarbige Kassenzettel - und manche verlassen wirklich mit fast endlos langen "Kassenzetteln" den Schalter. Auch ein sehr interessantes System. Wir sind an der Reihe. Und die Frau spricht leider nur Ungarisch. Im Zug hab ich zwar die passenden Wörter aus dem Reiseführer auswendig gelernt, aber irgendwie waren sich Lonely Planet und Marco Polo bei der Aussprache nicht ganz einig. Mit der Marco-Polo-Aussprache versteht sie immerhin, was ich will. Zwar kriegen wir keine Studententickets, weil sie's nicht versteht, aber 730 Forint pro Nase für die Fahrt nach Eger sind ja auch okay. Puh, erste Sprachbarriere geschafft.

Weiter geht die Fahrt nach Füzesabony mit dem Regionalzug. Der Zug ist mit Abstand der Schlechteste, mit dem wir bisher gefahren sind. Die Türen sind teilweise während der Fahrt offen, über die Toiletten reden wir erst gar nicht und überhaupt machen die Wagen den Eindruck, als ob an denen schon seit Ewigkeiten nichts mehr gemacht worden ist. Im Moment jedenfalls gewinnt die ungarische MÁV eindeutig den Preis für den miesesten Zug. Dabei hätte ich von Ungarn irgendwie doch mehr erwartet.

In Füzesabony dürfen wir erst einmal eine knappe Stunde warten, nachdem wir die Bahnsteig-und-Gleis-Tafel mal durchschaut haben. Als ich die Verbindung im Kursbuch herausgesucht hatte, hab ich gedacht, das ginge schneller, aber sei's drum. Ein paar Züge fahren durch den Bahnhof, die meisten natürlich in Richtung Budapest, in die auch die meisten Leute einsteigen. Ansonsten herrscht aber eher tote Hose. Dafür genießen wir endlich mal wieder die Sonne. Die hat in den letzten zwei, drei Tagen doch sehr gefehlt. Es ist schließlich Sommer!

Der Zug nach Eger fährt nicht lange, nur eine Viertelstunde, und unterscheidet sich absolut nicht von dem, mit dem wir vorhin aus Miskolc gekommen sind. Auch hier sind die Türen sperrangelweit offen. Am meisten wundert mich fast noch, dass der Zug aus verhältnismäßig vielen Wagons besteht, denn es sind nicht gerade viele Leute auf dem Weg nach Eger.

Für die meisten Züge ist Eger ein Sackbahnhof. Für unseren auch. Laut Stadtplan müsste man noch ganz gut in die Stadt laufen können. Also los. Wie soll man den ersten Eindruck von der Stadt beschreiben? Jedenfalls überhaupt nicht großstädtisch. Eher gemütlich und beschaulich, was vielleicht auch am perfekten Sommerwetter liegt.

Die imposante gelbe Bazilika taucht als erstes markantes Highlight der Stadt auf. Wir haben die Altstadt erreicht. Die Atmosphäre ist doch gleich eine andere als noch gestern in der Slowakei. Alles wirkt viel österreichischer, barocker. Und es sind auch schon etliche Touristen unterwegs.

Im Tourinform-Büro lassen wir uns ein Doppelzimmer für die Nacht vermitteln, mal wieder in einem Studentenwohnheim, dem Érsekkert College (College bedeutet in Ungarn offenbar so viel wie Wohnheim), das sehr zentral liegt und keine zehn Minuten zu Fuß von hier entfernt ist. Nichts wie hin. Es liegt sehr idyllisch an einer breiten Allee, drum herum ist der Érsekkert, der große Erzbischöfliche Garten. Ebenso wie die Züge ist auch das Wohnheim vom Komfort nicht ganz auf dem Level mancher aus der Slowakei oder Tschechien, aber es ist auf jeden Fall okay und guten Gewissens weiterzuempfehlen. Das Doppelzimmer kostet uns übrigens für diese eine Nacht 3220Ft, ergo keine 13€ und somit für jeden etwa 6,50€, auch wenn ich nicht so ganz durchschaue, wie auf der Rechnung dieser Preis zustande kommt bei den ganzen Gebühren und Steuern, die dort eingetragen sind. Das Ungarische wird für mich wohl immer eine sehr rätselhafte Sprache bleiben.

Kaum sind die Rucksäcke abgestellt, machen wir uns auch gleich auf zur Bazilika, um einen Blick in ihr Inneres zu werfen. Eine recht interessante Kirche. Läuft man die Treppe wieder hinunter, steht man ganz automatisch vor dem Líceum, in dem sich unter anderem eine sehr sehenswerte Bibliothek aus dem Jahr 1765, eine Astronomie-Museum und als Highlight die '
Camera Obscura' befindet. Über eine Art Teleskop auf dem Dach des Turms, von dem man übrigens eine tolle Aussicht über die Stadt hat, kann man in einer dunklen Kammer auf einer Art großen runden Tisch sehen, was draußen gerade vor sich geht. Es stehen ziemlich viele Leute in dem Raum und entsprechend warm ist es. Leider sorgt der Student, der die Vorführung macht, auf Englisch nicht für ganz so viele Lacher wie er dies auf Ungarisch tut. 

Wir sind wieder unten und draußen. Weiter geht's durch die sehr belebte Fußgängerzone. Und kaum ein paar Meter weiter machen wir einen Stopp bei McDonald's. Der Hunger treibt. Ist ja auch schon so 14 Uhr. Die ganzen Urkunden weisen den Laden als einen der tollsten, besten und freundlichsten McDonald's des ganzen Landes aus! Von denen hängen nämlich jede Menge neben der Theke.

Gut gestärkt setzen wir den Stadtrundgang fort. Hübsch und gemütlich ist die Stadt, die Eger, die durch Eger fließt, ist eigentlich nur ein größerer Bach und das Minarett steht mutterseelenallein auf einem Platz, auch wenn es schon kurios ist, so etwas hier zu finden. Durch schöne Altstadtstraßen laufen wir zur Burg. An den Kassen stehen wir zunächst ratlos. Was ist jetzt das Ticket, das wir wollen? Denn eigentlich wollen wir dort in kein Museum, sondern einfach nur mal auf die Burg. An einer Kasse entdecken wir dann mal einen Zettel, auf dem das ganze auch auf Englisch steht. Für je 200Ft kaufen wir uns das "Strolling Ticket" für Studenten und marschieren den kleinen Hügel hinauf. Zelte und Stände sind aufgebaut, an denen verschiedene Sachen verkauft werden, es laufen Akteure in mittelalterlichen Kostümen herum, hin und wieder gibt es ein paar Böllerschüsse - es wird schon was geboten auf der 'Egri Vár'. Hier brüten wir über die weitere Tagesplanung. Thermalbad, Wein trinken, so noch durch die Stadt laufen... Naja, die rosa Minoritenkirche schauen wir uns auf jeden Fall gleich mal an, wenn wir wieder unten sind.

Eines der Highlights von Eger soll ja das 'Szépasszony völgy' sein, was übersetzt das "Tal der schönen Frauen" bedeutet. Wie auch immer das gemeint sein soll, in diesem Tal trifft man sich ausschließlich, um die verschiedensten Weine aus Eger zu probieren und sich gegebenenfalls was frisch abfüllen zu lassen - am besten in ein Plastikfass, dass es in verschiedenen Größen gibt. Unseres hat 2 Liter gefasst. Ist man erstmal vorbei an einem Frieshof (vor dem bei uns gerade ein kleiner Vergnügungspark aufgebaut ist mit Autoskooter und Karussell) bis an den Rand der Stadt gelaufen, geht es irgendwann bergab und auf einem großen Parkplatz sehen wir schon die Busse, in die gerade einige Gruppen wieder einsteigen, mal mehr, mal weniger stark alkoholisiert. Es gibt kleine Restaurants, Lauben und einige urige Weinkeller, die in den Berg gebaut sind. Ich versteh bloß nicht, was die im Lonely Planet damit gemeint haben, dass um 17 Uhr zugemacht wird, denn zumindest bei uns ist ordentlich was los.

Gestärkt mit richtig gutem süßen Rotwein und unserem Fässchen laufen wir wieder zurück auf unser Zimmer, stellen das Fässchen ab (haben wir schon eine leichte Fahne?), packen Badesachen und marschieren zum Thermalbad, in dem wir noch bis 19.30 Uhr im warmen Thermalwasser unter freiem Himmel planschen wollen. 650Ft kostet uns der Spaß (ohne das Hallenbad). Das Freibad ist sehr schön angelegt und bietet einige Becken mit verschiedenen Temperaturen bis zu 40°C. Schränke zum Wegsperren von Wertsachen gibt es nicht, dafür eine freundliche Dame an der Garderobe, bei der man seine Sachen abgeben kann, was allerdings extra kostet. Auf jeden Fall hat es sich sehr gelohnt, hierher zu gehen.

Nachdem wir noch einmal kurz auf dem Zimmer waren, machen wir uns auf in die Stadt. Langsam wird es schon dunkel. Auf dem Dobó Istvan tér findet ein Boxkampf statt. Junge Ungarn treten gegen junge Slowaken an. Hinter uns auf dem Platz machen sich die anderen Boxer, die gerade nicht im Ring stehen, warm.

Christoph möchte ja nach wie vor seinen Palatschinken essen. Auch in Ungarn hat ja die österreichische Küche ihren Einfluss hinterlassen. Zwar hat das erste Restaurant zu, in das wir wollen, doch direkt daneben um die Ecke finden etwas viel besseres: das 'Palacsintavár'. Hier gibt es wirklich alles, was man mit Pfannkuchen machen kann. Die Preise sind zwar nicht ganz billig (ein ordentlicher Pfannkuchen kostet fast 5€), aber als wir drinnen sind, wollen wir auch gar nicht mehr raus. Das Lokal liegt im Keller, der total cool gestaltet ist und es ist echt gerammelt voll. Nach ein wenig Warten kriegen wir zum Glück einen Tisch. Es gibt hier nicht nur süße Pfannenkuchen, sondern auch richtig deftig belegte, manche auch eher vegetarisch... Es gibt so viele Variationen, dass mir eine Entscheidung gar nicht so leicht fällt. Das einzig dumme ist nur, dass wir beim Essen erst nach einer Weile feststellen, dass der Kellner unsere Palatschinken verkehrt hingestellt hat. Aber so hat jeder von jedem mal die Hälfte gegessen... Auch nicht schlecht. Es schmeckt ja auch so gut! Und satt macht das ebenfalls mehr als genug!

Mit vollen Mägen schlendern wir gemütlich zurück durch die Stadt. Am Dobó Istvan tér wird immer noch geboxt. In der Mitte des Platzes ist plötzlich ein Stück abgesperrt. Wieso? Dort ist das Feuerwerk aufgebaut, das wohl nach dem letzten Kampf abgefeuert wird. Ich hab noch nie genau gesehen, wo so Feuerwerke platziert werden, aber ist das wirklich der geschickteste Platz?

Da es offenbar noch eine Weile dauert bis zum Feuerwerk, machen wir uns langsam an den Weg aufs Zimmer. Es ist immer noch einiges los auf den Straßen. Christoph möchte sich noch zwei wichtige Häuser ansehen, das war's dann auch für heute. Vor dem Schlafen gibt es noch ein wenig Wein, bevor es schließlich heißt: Jó éjszakát.

FAHRTENBUCH

abfahrt start ziel dauer km typ preis
7.55 Košice  Miskolc 1h13 91 IC 316Sk
+15Sk*
9.35 Miskolc Füzesabony 0h55 57 R 730Ft**
11.30 Füzesabony Eger 0h17 17 R
  Košice Eger 2h25 165   331Sk
+730Ft
R=Regionalbahn
*Beim IC nach Ungarn kommen zu den 316Sk noch 15Sk für die Platzreservierung dazu, die auch verpflichtend ist.
**Hier hätten wir deutlich billiger fahren können, wenn wir statt einer normalen Fahrkarte eine Studentenfahrkarte (diákjegyet) gekauft hätten, die 237Ft kosten müsste.


Das ist also Ungarn vom Zug aus gesehen - zumindest zwischen Miskolc und Füzesabony.


weitere Bilder von der Fahrt nach Eger























































































Traumhafter, weiter blauer Himmel und strahlender Sonnenschein - Eger begrüßt uns mit dem Sommer!


weitere Bilder aus Eger






























































































































































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