OSTEUROPAtour 2005
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Tag23 Bucuresti-Constanta
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SCHWARZES MEER, WIR KOMMEN!

Bucureşti. Wir haben mal wieder zu lange geschlafen. Verdammt. Irinas Mutter weckt uns. Fürs Duschen ist es jetzt doch etwas zu knapp. Wir ziehen uns schnell an, packen zusammen und frühstücken noch kurz, bevor wir mit Irina zu ihrer Mutter ins Auto springen. Wieder werden die Türen verriegelt und Irinas Mutter bekreuzigt sich sogar, als sie auf die Hauptstraße einbiegt. Haben die Leute hier so viel Angst um ihr Leben? Denn wir haben das Bekreuzigen auch schon öfters bei Fußgängern beobachtet, die eine stark befahrene Straße überqueren wollen. Teilweise muss Irinas Mutter richtig tiefen Schlaglöchern oder großen Seen auf der Straße (es hat heute Nacht gewittert und viel geregnet) ausweichen. Aber wir schaffen es ohne Probleme zum Gară de Nord. Dort heißt es schnell aussteigen, denn wir halten in zweiter Reihe. Zum Abschied überreichen wir Irina und ihrer Mutter noch das Buch und die Pralinen als kleines Dankeschön. Schließlich wollen wir uns ja auch für ihre Gastfreundschaft bedanken. Und ich glaube, Irina hat sich über das Buch auch sehr gefreut. 

Am Bahnsteig warten etliche Leute auf den gleichen Zug wie wir, der nämlich noch nicht mal am Gleis steht. Alle sind mit dicken, schweren Koffern und Taschen ausgerüstet. Alle Welt strömt ans Meer. Schließlich kommt der Zug - und er ist echt richtig lang. Im Getümmel suchen und finden wir unseren Wagon, unser Abteil und unsere Plätze. Das Abteil ist komplett voll, aber immerhin sind das hier recht neue Wagen mit nur sechs Plätzen pro Abteil und keinen acht. Die Fahrt beginnt ziemlich monoton. Es geht immer nur geradeaus und die Landschaft ist einfach nur flach. Mit der Zeit wird es auch immer wärmer und schwüler. Zwar nicht unerträglich schwül, aber doch recht unangenehm. Deshalb bin ich auch während des Tagebuchschreibens öfters mal eingenickt. Das "Highlight" dieser Fahrt habe ich allerdings nicht verschlafen: die zweimalige Überquerung der Donau. Zuerst eines Seitenarms bei Fete
şti und dann den richtig großen Strom vor Cernavodă. Die Brücken sind jeweils wirklich gewaltig und und die Überfahrten zutiefst beeindruckend. In Budapest war die Donau ja schon riesig, aber das hier ist echt noch eine ganze Nummer riesiger!

In
Constanţa steigen die meisten Leute aus - wir ebenso. Es ist ein heilloses Durcheinander. Ständig werden wir von allen möglichen Leuten angesprochen, ob wir ein Zimmer wollen. Mamaia hier, Mamaia dort. Einer versucht es bei uns auf Deutsch, aber wir wollen uns nicht als Deutsche ausgeben. Er will uns auch in Zimmer anbieten, allerdings auch wieder in Mamaia. Dabei wollen wir eher hier in der Stadt bleiben, damit wir morgen schnell weiter können - und außerdem ist heute eh nicht so das Strandwetter. Er ist ein bisschen hartnäckig, aber zum Glück stehen im Lonely Planet die Nummern der Busse in Richtung Zentrum. Wir wollen einfach nur raus aus diesem Getümmel. Aber würden wir ein Zimmer in Mamaia suchen - das hier ist echt die beste Gelegenheit, was günstiges abzustauben. Der Bus ist ebenfalls wie der Bahnhof und dessen Vorplatz ziemlich voll.

Irgendwann, als ich es gefühlsmäßig für angebracht halte, steigen wir aus und machen uns auf die Suche nach dem 'Info Litoral Tourist Information Centre' (
www.infolitoral.ro). Vielleicht hätten wir uns die Adresse mal genauer anschauen sollen, dann würden wir zumindest nicht so umherirren. Denn eigentlich sind hier nur Plattenbauten in der Str Traian, mal abgesehen vom Marinemuseum. Auf den ersten Blick sieht es fast danach aus, als gäbe es das Büro gar nicht mehr, zumal uns die Gegend dafür sowieso etwas suspekt vorkommt, denn normalerweise liegt eine Touristeninformation ja nicht in so einer Gegend, sondern dort, wo auch die Touristen herumlaufen. Auf der Straße liegt übrigens ein überfahrener Hund, dessen Blut noch rot ist und dessen Eingeweide herausquellen. Als ich Christoph später darauf anspreche, hatte er den Hund gar nicht gesehen! Naja, vielleicht auch besser so. Der Anblick ist nämlich echt widerlich.

Nach der vergeblichen Suche, stellen wir bei einem erneuten Blick in den Lonely Planet fest: Es ist ja Sonntag und da haben die ja sowieso nicht geöffnet! Ach Mann, so ein Käse. Auf jeden Fall brauchen wir eine Unterkunft für heute Nacht, denn, ganz im Ernst, übermäßig einladend hat die Stadt nämlich bisher nicht ausgesehen, vor allem dafür, dass wir schon im Zentrum sind. Müssen wir also wohl oder übel auf unsere Reiseführerempfehlungen zurückgreifen, denn zum Bahnhof zurückfahren muss ja auch nicht unbedingt sein. Das 'Hotel Tineretului' wird als billigstes empfohlen. 23€ für das Doppelzimmer im "five-storey two-star hotel" mit "neat, clean rooms". Was heißt "neat"? Hoffentlich nichts negatives. Es ist nicht so weit, also lassen wir's halt mal auf einen Versuch ankommen.

Der Weg dorthin ist allerdings alles andere als einladend, dabei gehen wir gerade in die Altstadt. Oder liegt es vielleicht genau daran!? Wir landen zuerst in einer Parallelstraße. Täuscht mich das Gefühl, oder nimmt wirklich die Zahl der Straßenköter zu, umso östlicher wir kommen? Irgendwann taucht ein grün überwuchertes Grundstück auf. Ach ja, auf der anderen Seite liegt das Hotel. Sieht passabel aus, würde ich sagen. Der Marco Polo empfiehlt es übrigens auch als "Hotel für die Jugend, preiswerter als die meisten anderen Unterkünfte. Gut besuchtes Restaurant." Na da lassen wir uns doch mal überraschen. Die Frau an der Rezeption ist ganz nett, sie hat auch noch Zimmer frei. Wunderbar. Das Doppelzimmer kostet 89 RON plus 2,64 RON Steuern, macht also 91,64 RON, etwa 26€, sogar mit Frühstück. Kann man auf jeden Fall mit leben.

Das Treppenhaus und die Flure sind mit elendig langen Laufteppichen ausgelegt, die unzählige Falten werfen. Besonders viel scheint hier drinnen in den letzten Jahren nicht gemacht worden zu sein. Das Zimmer ist okay, wenn auch alles nicht mehr auf dem neuesten Stand. Wir haben sogar einen Fernseher! Im Bad können wir wenigstens mal Zähne putzen. Das haben wir nämlich heute Morgen auch nicht mehr geschafft. Von unserem kleinen Balkon hat man ein bisschen einen Blick aufs Meer und ansonsten auf das, was sich so ein bisschen "Altstadt" nennt, aber schon jetzt so überhaupt keinen tollen Eindruck macht. Ganz im Gegenteil. Aber irgendwo müssen doch dieses tolle Jugendstil-Kasino sein und die Moschee sein, von denen so schöne Fotos im Reiseführer sind! Ich kann mir echt beim besten Willen nicht vorstellen, dass die hier sein sollen. Echt nicht! Für den Moment zumindest setzt
Constanţa die deprimierende Stimmung aus Bucureşti jedenfalls leider fort. War etwa so die folgende Passage aus dem Marco Polo auszulegen gewesen?: "Hafenstädte besitzen immer ein eigenartiges Flair. Das von Constanţa, dem größten Hafen Rumäniens, wirkt besonders malerisch. Ist das noch Europa oder schon Orient? (...) Heute ist Constanţa (313 000 Ew.) nicht nur eine der größten Städte Rumäniens und ein Zentrum für Seehandel (unweit mündest der Donaukanal) und Tourismus, sondern auch eine höchst interessante multikulturelle Begegnungsstätte - eine Stadt von träger Schönheit." Wie, bitte schön, ist das zu deuten? Oder ein anderes Zitat aus dem Lonely Planet: "If all port cities have an air of mystery, Constanţa's comes in blustery gusts." Ich werde daraus einfach nicht schlau. Waren die in der gleichen Stadt wie wir? Oder haben wir bisher nur die falschen Ecken gesehen? Ich schlage Christoph vor, dass wir vielleicht ja auch zwei Nächte hier bleiben könnten und dann morgen nach Mamaia an den Strand fahren, denn Mamaia ist ja der Vorzeige-Badeort der Küste. Doch er will weiter, keine Zeit verlieren, um nicht später als irgendwie nötig nach Hause zu kommen, denn zuhause muss er den Stoff aus zwei Semestern Physik lernen für die Klausur Mitte September.

Wie dem auch sei, wir wollen jetzt die wahre Altstadt sehen. Der Bulevardul Tomis, an dem unser Hotel liegt, mündet direkt in den Piaţa Ovidiu, benannt nach dem römischen Dichter Ovid, dessen große Bronzestatue hier mittendrin steht, umparkt von Autos. Man munkelt ja, dass Ovid die Stadt gehasst haben soll, wobei allerdings auch zu erwähnen wäre, dass er hierher verbannt wurde. Das mächtigste Gebäude am Platz ist das Archäologische Museum, doch zunächst trübt mal wieder etwas Enttäuschung das Gemüt. Auf dem Stadtplan hat dieses Viertel hier ja ganz nett ausgesehen. Im Museum befindet sich eine Toilette, die wir eben schnell mal benutzen, bevor wir neben dem Museum mal einen Blick auf den großen Hafen werfen. Der sieht schon echt beeindruckend aus. 

Ich möchte zur Moschee, denn ich war noch nie in einer Moschee. Sie befindet sich gerade einen Block südlich. Touristen gibt es hier übrigens schon ein paar, denn die Stadt lebt ja doch ein bisschen davon. Der Eintritt in die Moschee kostet pro Nase 2 neue Lei. Der Innenraum ist nicht so besonders, dafür dürfen wir aber auch aufs Minarett hinaufsteigen. Zwar ist dort nicht so viel Platz, aber immerhin bekommen wir mal einen gescheiten Eindruck von der Stadt. Da stehen einerseits Gebäude in klein, die ein bisschen an das frühere Bukarest erinnern, aber andererseits immer wieder dazwischen hässliche, hingeklotzte Bauten oder aber einfach nur Lücken. Wie ein Flickenteppich.

FAHRTENBUCH

abfahrt start ziel dauer km typ preis
8.25 Bucureşti Nord Constanţa 2h42 225 R 29,40RON*
  Bucureşti Nord Constanţa 2h42 225   29,40RON
R=Rapid
*RON=lei noi=neuer Lei (10RON = ca. 3,5€), seit 1.7.2005 parallel in Verwendung mit dem alten Lei (10RON=100.000 alte Lei)


Richtig viele Leute warten in Bucureşti auf den Zug zum Schwarzen Meer. Es herrscht rege Urlaubsaufbruchstimmung. 



weitere Bilder von der Fahrt





































Der


weitere Bilder aus Constanţa









































































































































































































































































































































































































































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