OSTEUROPAtour 2005
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STRESS IN DER GROSSSTADT, STRESS IM DRACULASCHLOSS

Der Morgen in Sibiu beginnt sehr früh. So früh sogar, dass wir an der Rezeption noch gar niemanden antreffen, als wir auschecken wollen. Gut, dass wir immerhin schon bezahlt haben. Wir müssen nur die Haustür und das Tor aufschließen, wobei wir es halt offen lassen müssen, denn ansonsten hätten wir den Schlüssel ja mitnehmen müssen.

Auf dem Weg zum Bahnhof ist schon einiges los. Obwohl es gerade mal sechs ist, sind schon einige Leute unterwegs, viele zum bzw. kommen vom Bahnhof. Am Bahnhof selbst ist auch schon gut was los. Unser Rapid stellt sich als ziemlich moderner Zug heraus. Es handelt sich um diese Dieseltriebwagen, die die Bahn bei uns in Deutschland als neue Regionalbahnen einsetzt. So besonders voll ist der Zug allerdings nicht. Allerdings ist es ja auch die zweitteuerste Zugkategorie und kostet ja auch uns pro Nase knapp über 7€. Inzwischen haben wir uns auch mit dem Fahrkartensystem etwas besser angefreundet und diesmal kann ich sogar erkennen, welche Plätze für uns reserviert sind: im ersten Triebwagen (M1), die Plätze 42 und 48. Aber da eh viel leer ist, ist sowieso freie Platzwahl angesagt.

Die Fahrt ist ganz angenehm, die Landschaft schon toll, auch wenn sich die ganze Fahrt über nicht so viel ändert, denn es geht immer entlang des Făgaras-Gebirges mit Rumäniens höchstem Gipfel. Je nach Nebel sehen wir mal mehr, mal weniger, aber kurz vor
Braşov wird es immer sonniger. Zwar gibt es auch noch einige kleine Städtchen und Dörfer, die "Idylle", die sich uns jedoch auf der Fahrt nach Sibiu geboten hat, gibt es hier nicht mehr so ganz. Es wirkt schon alles viel industrialisierter, allein schon durch die ebenen Felder.

Die Ankunft in
Braşov ist schrecklich. Soooo viele Leute, die alle am Bahnsteig auf unseren Zug warten, weil der nämlich weiter nach Bukarest fährt und wir auch ein bisschen Verspätung haben. Dann tauchen alle möglichen Leute, die uns ein Zimmer andrehen wollen oder uns mit dem Taxi irgendwohin fahren wollen. Das ist schon fast etwas ätzend, bis wir endlich mal draußen an der Bushaltestelle sind. Da war das in Sibiu ja echt noch total ruhig und angenehm. Dafür merkt man auch gleich, dass Braşov eine Großstadt ist - und angeblich auch die meistbesuchteste Stadt Rumäniens. Große Wohnanlagen aus Beton säumen den ersten Eindruck der Stadt, was vielleicht auch daran liegt, dass Ceauşescu versucht hat, die Stadt nach stalinistischem Vorbild umzubauen. Dieser Eindruck setzt sich nämlich auch noch eine ganze Weile fort, auch nachdem wir endlich mal im Bus sitzen, wobei uns ein Mann beim Fahrkartenkauf und beim Herausfinden der Bus-Nummer behilflich war. Ein Zimmer wollte er uns natürlich auch aufschwatzen.

Der Mann hat was von fünf Haltestellten oder so geschwatzt. Aber bei der fünften Haltestelle sieht es definitiv nicht danach aus, als ob hier das Zentrum wäre. Also fahren wir ein ganzes Stück weiter, bis ich zu Christoph dann doch mal meine, dass wir mal aussteigen sollten. An der Ecke ist ziemlich viel Verkehr, Orientierung haben wir erst mal nicht so richtig, bis wir mal ein Schild erblicken und uns einfach mal in diese Richtung vorarbeiten. Großstadtstress pur, nicht zuletzt wegen der Luft, die garantiert ziemlich dreckig ist, zumindest entlang der viel befahrenen Straßen. Da macht das Atmen echt keinen Spaß. Nachher ist wieder alles in der Nase tiefschwarz.

Am Bulevardul Eroilor kommen wir raus - und damit sogar genau dort, wo wir hinwollen, denn an diesem befindet sich das Vier-Sterne-Hotel 'Aro Palace'. Hier ist die Stadt auch wieder etwas gemütlicher und grüner - nicht nur wegen dem Zentralpark, sondern auch wegen den grünen Bergen, die
Braşov umringen. Allerdings ist das 'Aro Palace' nicht unser Ziel, weil es definitiv viel zu teuer sind, sondern das Ein-Sterne-Hotel 'Aro Sport' (www.aro-palace.ro/arosport.html), das sich hinter dem großen Mutterhaus befindet und das wir nach etwas Suchen in einer Seitenstraße finden. Der Eingang sieht nicht besonders aus, aber es scheint okay zu sein, zumal es laut 'Lonely Planet' viel besser als sein Ruf sein soll. Der Rezeptionist sitzt in seiner Uniform da, recht schick gekleidet eigentlich, und er spricht problemlos Englisch als auch Deutsch. Erst sollen wir unsere Rucksäcke in einen Nebenraum bringen, doch dann bekommen wir doch schon den Schlüssel, dürfen es begutachten und nehmen es schließlich auch. Für ein Ein-Sterne-Hotel ist es echt okay, es macht alles einen seriösen Eindruck, die Etagendusche und -WCs sind sauber und auch nicht zu alt, es gibt warmes Wasser, was braucht man mehr? Und dafür kostet das Doppelzimmer ja auch keine 15€. Interessant finde ich übrigens die Bettwäsche. Die hat nämlich ein großes Loch in der Mitte des Deckenbezugs. Scheint wohl mal Mode gewesen sein. Oder gibt's da produktionstechnische Vorteile? Auf jeden Fall habe ich solche Bettwäsche noch nie gesehen.

Also beginnen wir mal mit unserem Stadtrundgang. Nicht weit vom Hotel liegt auch schon der zentrale Piaţa Sfantului mit dem gelben Alten Rathaus, in dessen Inneren wir nach etwas Suchen auch die Touristeninformation finden. Der Platz ist wirklich das Herz der Stadt. Hier ist's wirklich schön, es sind viele Leute unterwegs und gleich um die Ecke in der Fußgängerzone gönnen wir uns bei einer Bäckerei/Konditorei ein richtig süßes Frühstück - schon fast zu süß. Achtung, Zuckerschockgefahr! Danach werfen mal einen genaueren Blick in die Fußgängerzone, in der viele Läden und u.a. auch der McDonald's liegt. 

Unser Weg führt uns zur 'Schwarzen Kirche', die gar nicht mehr so schwarz ist, wie sie einmal war, weil man sie mal gründlich gesäubert hat. Schön ist sie trotzdem anzusehen. Und von innen auch, wenn man die 1,50 neue Lei verkraften kann ;-). Die Frau an der Kasse spricht übrigens Deutsch und überhaupt ist sehr viel in Deutsch gehalten - auch eine Ausstellung des deutschen Kindergartens von Kronstadt, denn das ist
Braşovs deutscher Name.

Wir machen einen kurzen Abstecher zur orthodoxen St Nicolae din Scheii, neben der sich die erste Schule Rumäniens befindet. Hier hinten in diesem Eck ist
Braşov richtig kleinstädtisch, wäre hier nicht die Endstation einiger Trolleybus linien.

Jetzt haben wir so das wichtigste eigentlich gesehen und machen uns auf zum Mittagessen. Oder waren wir erst Mittagessen und dann erst bei Rumäniens erster Schule? Auf jeden Fall waren wir bei McDonalds, hauptsächlich weil Christoph aufs Klo musste. Und weil es sich dann halt doch grad angeboten hat, haben wir auch noch was gegessen, auch wenn es zuerst einige Verständnisprobleme gab. Kennst du eigentlich diese Pseudo-Indianer, die in vielen Städten mit Panflöten spielen und dabei ihre CDs verkaufen wollen? Deren Musik allerdings nur von der CD über den Verstärker kommt und die überall in Deutschland gleichzeitig auftreten? So eine ähnliche Combo steht nämlich auch auf dem Platz vor dem Alten Rathaus und zieht hier wirklich noch die Massen an. Zu ihrer Verteidigung ist allerdings zu sagen, dass die wirklich live spielen - und die CD auch eine andere ist. Das sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Nun stellt sich die Frage: Fahren wir zum 'Castelul Bran' oder nicht? An sich ist es ja nur eine Burg, die zwar ganz hübsch, aber ansonsten auch nicht so herausragend sein soll - und Dracula selbst war wahrscheinlich da auch nie gewesen, so gern man es den Touristen auch glauben machen möchte. Andererseits sagt Lonely Planet: "No visit to Romania is complete withou seeing Bran Castle..." Also gut, überzeugt, zumal wir uns in der Touristeninfo heute Morgen auch schon gleich den Weg dorthin haben erklären lassen. Doch leichter gesagt, als getan. Erstmal müssen wir den Bus finden, der zum Autogară 2 fährt. Am Piaţa Teatrului finden wir dann eine Haltestelle. Bloß wo kriegen wir die Fahrkarten her? In einem kleinen Handyladen/Kiosk fragen wir einfach mal. Sie erklärt uns, dass wir zu dem alten Mann gehen sollen, der direkt vor ihrem Schaufenster sitzt und tatsächlich, der hat die Fahrkartenstreifen ausgebreitet vor sich auf einer kleinen Kiste liegen. Letzte Möglichkeit für uns, doch zu sagen, wir fahren nicht. Ja? Nein? Jein!? Oder sollen wir doch den Berg hinauf zum Aussichtsturm laufen? Ach komm, wir fahren jetzt nach Bran. Na gut.

Als wir am Autogară 2 ankommen (der Bus hält direkt davor), sehen wir unseren Bus nach Bran gerade abfahren. Gutes Timing. :-/ Der nächste fährt erst in einer halben Stunde. Ein paar andere Leute, darunter sogar amerikanische Touristen, waren mit uns. Auf einem Teil des Busbahnhofs sind gerade ein paar Fahrschüler am Üben. Als der Bus kommt, ist er zwar ganz gut gefüllt, aber keinesfalls überfüllt. Die Fahrt dauert gar nicht mal so lange. Es geht recht fix, bis wir raus aus der Stadt sind - und schon am Stadtrand sehen wir wieder die ersten Pferdefuhrwerke.

In Bran merken wir ganz schnell: Hier ist der Teufel los. Vor dem Eingang haben sich viele Händler niedergelassen, die sich voll und ganz auf Touristen eingestellt haben - und die gibt es hier wirklich zuhauf. Ich habe echt den Eindruck, dass sich alle Touristen Rumäniens hier versammelt haben. Noch krasser wird es, als wir im Inneren der Burg sind, die nebenbei bemerkt wirklich märchenhaft anmutet. Wie in einer Endlosschlange laufen wir durch die Zimmer. Aber immerhin gibt es noch genug Stellen, um mal auszuscheren und die Burg in Ruhe auf sich wirken lassen zu können. Übrigens scheinen die ziemlich viele Bären getötet zu haben, denn es gibt jede Menge dieser 'Bettvorleger'. Eine amerikanische Reisegruppe ist auch unterwegs. Im romantischen Burghof lassen sie sich zusammen fotografieren. Und weil jeder das Gruppenbild möchte, darf das arme Ding mit der Digicam von wirklich jedem einmal abdrücken.

Der Rundgang geht ziemlich schnell, sodass wir noch durch das Freilichtmuseum laufen. Hier gibt es verschiedene Bauernhäuser aus Transsilvanien zu sehen - leider höchstens eines, in das man auch hineingehen kann. Alle anderen sind zu.

Als wir an der Bushaltestelle zurück nach
Braşov warten, trifft mich ja fast der Schlag: Oh mein Gott, wie viele Leute wollen denn bitte da in den Bus!? :-O Aber ich hab auch ehrlich gesagt keine große Lust, noch länger hier zu warten. Die anderen nur wahrscheinlich auch nicht. Noch bevor der Bus überhaupt auftaucht, fängt schon ein leichtes Gedrängel an. Jeder will unbedingt dahin, wo nachher die Tür beim Busfahrer aufgeht. Ich hole extra schon mal das Geld aus der Tasche (die Fahrt kostet einfach pro Person 2,50 lei noi), um im Getümmel schnell bezahlen zu können. Der Bus kommt. Es ist ein ganz normaler Bus, der auch schon ganz gut besetzt ist. Alle Leute stürmen zur Busfahrertür, auch ich drängel mich so gut es geht voran, denn schließlich macht das ja jeder. Ich schaffe es in den Bus, bezahle für Christoph gleich mit, der ein Stück hinter mir ist, aber auch er kommt mit rein. Wir finden noch einen freien Fleck an der hinteren Tür zum Stehen. Ich glaube, es kommt wirklich fast jeder rein, auch wenn es dadurch wirklich proppevoll ist. Es handelt sich übrigens um einen ausrangierten Bus der Österreichischen Bundesbahn, denn die Aufkleber hängen noch alle tadellos da. Unterwegs steigen sogar noch ein paar Leute zu, ein paar allerdings zum Glück auch aus. Eigentlich wollte ich noch ein paar Fotos schießen, aber das kann ich jetzt vergessen. Irgendwann kann ich sogar mal einen Sitzplatz ergattern, nachdem sich ewig keiner dorthin setzt.

Endlich wieder in
Braşov, wobei jetzt natürlich alle zum Bus Richtung Innenstadt hetzen, sodass auch der ziemlich voll ist. Ich weiß gar nicht mehr, ob wir beim Fahrer Tickets gekauft haben oder ob er uns einfach durchgewunken hat, entweder weil er es eilig hatte, kein passendes Wechselgeld oder sonstigen Gründen. Nach dem Stress jetzt in Bran folgt aber auch gleich der nächste Stress, denn wir müssen noch die Fahrkarten für morgen nach Bucureşti kaufen. Dazu müssen wir ja wieder in die 'Agenţie de Voiaj CFR'. An sich kein Problem, weil das Büro direkt in der Fußgängerzone ist laut Lonely-Planet-Karte. Doch Pustekuchen. Das ist umgezogen, weil da jetzt ein Handy-Laden eröffnet hat und eine Stefanel-Boutique gerade im Bau ist. Zwar suchen wir erst noch, doch weil Christoph dann mal kurz beim McDonald's wegen Toilettegehen verschwindet, frag ich im Handy-Laden jetzt doch mal nach - und ja, das Büro ist tatsächlich umgezogen, aber wir müssten einfach nur den 'Bulevardul 15 Novembrie' nach Norden folgen. Gut, dass wir gerade erst aus dieser Richtung kommen. Also machen wir kehrt, laufen den Weg wieder zurück, den wir gerade erst gekommen sind und laufen die Straße immer weiter und weiter. Der Vekehr nervt. Und stinkt. Und ist laut. Aber wir immerhin, wir finden es auf der linken Straßenseite. Sieht alles noch recht neu und modern aus - bloß die Fahrkarten sind immer noch die gleichen und es gibt auch hier nur einen Computer wegen den internationalen Fahrkarten. Aber immerhin, es klappt alles und die Frau erklärt uns auch ganz genau, in welchen Triebwagen wir einsteigen müssten - zumal sie auch die erste ist, die mal wirklich deutlich und leserlich alles auf die Fahrkarten schreibt. Also, morgen gegen 9 Uhr geht's in die Hauptstadt.

Doch jetzt zählt erst einmal das Abendessen. In einer Seitengasse des Piaţa Sfantului, dem großen Hauptplatz mit dem Alten Rathaus, finden wir gleich zwei Lokale nebeneinander, die beide Pizzen anbieten, die alle so um die 10 lei noi kosten. Perfekt. Und das Essen ist wirklich gut. Danach laufen wir noch ein bisschen durch die Altstadt bis zur Stadtmauer, bevor wir umkehren und uns in Richtung Hotel machen. Auf dem Zimmer schreib ich noch ein paar Postkarten und ein bisschen im Tagebuch, bevor wir die Lichter ausknipsen. Noapte bună.

FAHRTENBUCH

abfahrt start ziel dauer km typ preis
6.31 Sibiu  Braşov 2h11 149 R 24,70RON*
14.30 Braşov Bran 0h30 29 Bus 2,50RON
16.30 Bran Braşov 0h30 29 Bus 2,50RON
  Sibiu Braşov 3h11 207   29,70RON
R=Rapid
*RON=lei noi=neuer Lei (10RON = ca. 3,5€), seit 1.7.2005 parallel in Verwendung mit dem alten Lei (10RON=100.000 alte Lei)


Die ganze Fahrt führt entlang des Făgăras-Gebirges, in dem auch Rumäniens höchster Gipfel (der Moldoveanu mit 2544m) liegt.


weitere Bilder von der Fahrt nach Braşov


























Ggggg


weitere Bilder aus
Braşov
























































































































































Ob Vlad Ţepeş jemals einen Fuß in die Törzburg (heute eher bekannt als 'Castelul Bran') gesetzt hat? Wahrscheinlich eher nicht.


weitere Bilder aus Bran





























So, hier am Bulevardul 15 Novembrie soll jetzt also irgendwo die 'Agenţie de Voiaj CFR' sein...


weitere Bilder aus Braşov



































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